Bis zur Bundestagswahl ist es zwar noch ein Jahr hin. Aber in den Wahlkreisen werden bereits die ersten Kandidaten aufgestellt. Spannend wird es bei manchen Parteien beim Thema Spitzenkandidatur.

Stuttgart - 78 Abgeordnete aus Baden-Württemberg sind derzeit im Bundestag vertreten. Wenn in einem Jahr Bundestagswahl ist, müssen einige um ihren Wiedereinzug bangen. Wenn sowohl FDP als auch Alternative für Deutschland (AfD) ins Parlament einziehen, werden die Mandate auf sechs statt bislang auf vier Parteien verteilt. Für manche Abgeordnete könnte es da eng werden.

 

CDU: 2013 triumphierte die Partei in Baden-Württemberg. Sie holte mit 45,7 Prozent das zweitbeste Landesergebnis für die Union - nach der CSU in Bayern. Zudem errang sie die Direktmandate in allen 38 Wahlkreisen. Spitzenkandidat der Südwest-CDU war damals Wolfgang Schäuble. Er hat sich zu einer neuen Kandidatur noch nicht erklärt, aber es wäre eine Überraschung, wenn er nicht mehr antreten sollte.

Die Landesliste wird im nächsten Frühjahr aufgestellt, doch für die CDU hat sie weniger Relevanz als für die anderen Parteien, da die überwiegende Mehrheit über Direktmandate in den Bundestag einzieht. „Natürlich ist es unser Ziel, dass unsere Kandidaten wieder in allen Wahlkreisen gewinnen“, sagt Landesgruppenchef Andreas Jung.

Bislang haben nur die Abgeordneten Thomas Dörflinger (Waldshut) und Egon Jüttner (Mannheim) erklärt, nicht wieder antreten zu wollen. Der Landesvorsitzende der Jungen Union, Nikolas Löbel, soll Jüttner im Wahlkreis Mannheim beerben. Es gilt noch, einen Nachfolger für Thomas Strobl im Wahlkreis Heilbronn zu finden. Strobl, der Vize-Regierungschef der grün-schwarzen Landesregierung und CDU-Landeschef ist, hat sein Bundestagsmandat aufgegeben. Insgesamt sitzen für die Südwest-CDU derzeit 43 Abgeordnete im Bundestag.

Alle grünen Abgeordneten treten wieder an

GRÜNE: Bei der Bundestagswahl 2013 konnte die Partei gerade einmal elf Prozent in Baden-Württemberg einfahren - deutlich weniger als bei den letzten beiden Landtagswahlen. Zehn Abgeordnete entsandte sie nach Berlin - alle wollen sich wieder um ein Mandat bemühen.

2013 waren Bundeschef Cem Özdemir und die Finanzexpertin Kerstin Andreae das Spitzenduo. Gut möglich, dass sie die Landesliste wieder anführen, aber sicher ist das noch nicht. Der Parteitag zur Aufstellung der Landesliste ist am 19. und 20. November in Schwäbisch Gmünd. Ministerpräsident Winfried Kretschmannn (Grüne) soll im Wahlkampf eine aktive Rolle spielen. „Er ist bundesweit bekannt und geschätzt“, sagt Grünen-Landeschef Oliver Hildenbrand. Das Ziel sei, dass die Grünen in Deutschland deutlich zweistellig würden. „Dazu wollen wir in Baden-Württemberg einen starken Beitrag leisten.“ Die Südwest-Grünen wollen auf jeden Fall sowohl bei der Zahl ihrer Mandate als auch beim Zweitstimmenergebnis zulegen.

SPD: Bei den Genossen ist personell einiges im Fluss. Der Grund: Die Partei will im Herbst die bisherige Verdi-Landeschefin Leni Breymaier zur neuen Parteichefin wählen. Es gilt als sicher, dass sie dann auch Spitzenkandidatin der Südwest-SPD zur Bundestagswahl wird. Sie hat beim Aufstellen der Landesliste ein Wörtchen mitzureden. Bekannt ist bislang nur, dass Gernot Erler (Freiburg) nicht wieder antreten will.

Bei allen anderen - etwa der früheren SPD-Chefin Ute Vogt und Noch-Generalsekretärin Katja Mast - geht man davon aus, dass sie wieder kandidieren. 20 Abgeordnete schickte die Südwest-SPD 2013 in den Bundestag - ausschließlich über die Landesliste nach einem Zweitstimmenergebnis von 20,6 Prozent. Um gute Listenplätze dürfte es einen harten Konkurrenzkampf geben, da zu befürchten ist, dass die SPD die Zahl der Südwest-Abgeordneten nicht halten kann. Aufgestellt wird die Liste beim Parteitag am 11. März in Schwäbisch Gmünd.

Für die FDP geht es ums nackte Überleben

FDP: Ums nackte Überleben geht es 2017 für die Liberalen, weil sie bislang nicht im Bundestag vertreten sind und den Wiedereinzug schaffen wollen. Der Parteivorstand hat FDP-Landeschef Michael Theurer als Spitzenkandidat vorgeschlagen. Die Landesliste soll am 19. November in Donaueschingen aufgestellt werden. Die Südwest-FDP will nach Theurers Angaben in ihrem Stammland mindestens acht Prozent holen, um einen starken Beitrag dazu zu leisten, dass die FDP es in den Bundestag schafft. Die Partei hat aber für ihren Wahlkampf deutlich weniger Geld zur Verfügung als zur letzten Bundestagswahl.

AfD: Alles offen ist noch bei der Alternative für Deutschland (AfD). Im Landtag gibt es zwei Fraktionen der AfD, die über einen Mediator die Wiedervereinigung anstreben. Die große Frage ist, ob eine wiedervereinigte AfD zur Bundestagswahl in Baden-Württemberg antritt - und mit wem als Spitzenkandidaten. Der aus dem Südwesten stammende Bundeschef Jörg Meuthen will sich gerade überhaupt nicht zu dem Thema äußern. Bei der Landtagswahl hatte die AfD 15,1 Prozent geholt.

LINKE: Mit fünf Abgeordneten aus Baden-Württemberg sitzt derzeit die Linke im Bundestag. Nach Angaben von Landesgeschäftsführer Bernhard Strasdeit besteht das Ziel darin, diese Zahl mindestens zu halten. Bei der Zweitstimme wird ein Ergebnis von mindestens fünf Prozent angestrebt - nach 4,8 Prozent 2013. Die Landesliste wird am 28. Januar in Stuttgart aufgestellt. Das letzte Mal bildeten Michael Schlecht (Mannheim) und Heike Hänsel (Tübingen) das Spitzenduo. Ob die beiden wieder an der Spitze der Landesliste stehen, ist noch offen. Auch der aus Baden-Württemberg stammende Bundeschef Bernd Riexinger soll sich für ein Bundestagsmandat interessieren.