Sommerzeit ist Baustellenzeit. Auch in diesem Jahr werden in Stuttgart in den großen Ferien, Wege, Gleise und Leitungen saniert. An welchen Stellen genau – das verrät unsere Bildergalerie.

Stuttgart - Die Sommerferien verbindet Jürgen Mutz, der Leiter der Bauabteilung Mitte, nicht mit Urlaub, Strand und Hängematte, sondern vor allem mit Baustellen. Denn dann haben die Straßenbauer des Tiefbauamts Hochsaison. „Die Pfingst- und Sommerferien sind unsere einzige Chance, vom dichten Verkehr in Stadt ramponierte Straßenzüge gründlich zu sanieren.“ Auch in diesem Jahr investiert das Amt den Löwenanteil des vom Gemeinderat bewilligten Jahresetats von rund zehn Millionen Euro in den Sommermonaten.

 

Größter Brocken mit Kosten in Höhe von 2,4 Millionen Euro ist in diesem Jahr die der täglich von 21 000 Fahrzeugen benutzte Kräherwaldstraße. Im Stuttgarter Norden wird bis Ende des Jahres ein etwa 1,5 Kilometer langer Straßenabschnitt zwischen dem Feuerbacher Weg und der Feuerbacher Heide saniert. „Außerdem bauen wir dort einen auf drei Meter verbreiterten Rad- und Fußweg“, erklärt Mutz. Damit kein Wald abgeholzt werden müsse, werde das neue Straßenstück etwas schmaler.

Auch am Charlottenplatz wird gebaut

Der größte Teil der Arbeiten wird in den Sommerferien bewältigt. In dieser Zeit ist die Kräherwaldstraße auf der halben Länge stadtauswärts nur einspurig befahrbar. „Den einwärts strömenden Verkehr leiten wir großflächig, etwa über die Rotenwald- und Rotebühlstraße im Westen um“, so Mutz. Lediglich die SSB-Buslinie werde durch in der Nähe verlaufende Wohnstraßen geführt. Vom 11. September an sei die Kräherwaldstraße wieder in beiden Richtungen befahrbar. In einzelnen Abschnitten gibt es dann aber noch durch Ampeln geregelte einspurige Passagen.

Laut SSB werden während der Straßensanierung auch die Haltestellen Feuerbacher Weg und Am Bismarckturm barrierefrei gestaltet. Beide Haltepunkte erhalten Blindenleitlinien und erhöhte Randsteine für den leichteren Ein- und Ausstieg. „Auch am Charlottenplatz bauen wir zwei Haltestellen behindertengerecht um“, ergänzt Mutz. Statt Asphalt erhielten die Busbuchten dort einen widerstandsfähigeren Betonbelag, „der 30 Jahre hält“.

Weitere Straßenabschnitte werden in den nächsten Wochen in Zuffenhausen in der Schwieberdinger Straße, in der Feuerbacher Talstraße auf Höhe des Waldheim sowie in Möhringen an Nord-Süd-Straße (Bereich Heilbrunnenstraße) wieder auf Vordermann gebracht. „Wir sind bestrebt, aus Kostengründen möglichst lange Abschnitte zu erneuern“, betont Mutz. Zuvor habe es zudem Absprachen mit dem Kanalbau sowie der Stuttgart Netze Betrieb GmbH und den SSB gegeben, um alle Bauarbeiten im Straßenraum zu koordinieren. Die SSB erneuerten in der Mercedesstraße im Bereich des Straßenbahnmuseums und in der Charlottenstraße in der Innenstadt mehrere Gleisabschnitte. Und in der Benzstraße in Bad Cannstatt müssten im August Versorgungsleitungen ausgetauscht werden. Deshalb komme es dort Engpässen und Fahrbahnverschwenkungen. Große Gräben bestimmen von Anfang August bis Ende September auch das Bild an der Siemensstraße in Feuerbach: Dort müssen zwischen der Leitzstraße und der Heilbronner Straße zahlreiche Leitungen erneuert werden.

Die Stadt hat eine sehr lange Sanierungsliste

„Sehr viele Engstellen in den Straßen sind auf private Bauprojekte zurückzuführen“, betont Mutz. Jedes Jahr gebe es in Stuttgart rund 18 000 solcher Eingriffe in den Straßenverkehr. „Die Palette reicht von einer auf Fahrbahn stehenden Schuttmulde für alte Dachziegel bis zu einem wegen eines Großprojekts gesperrten Straßenabschnitt.“ Außerdem liefen die Großbaustellen für Stuttgart 21 und den Rosensteintunnel natürlich auch in den Ferien weiter.

Auf der sehr langen Sanierungsliste der Stadt für die nächsten Jahre stehen neben der Rotebühl- und der Paulinenstraße unter anderem auch die Fahrspuren im unteren Bereich der Karl-Kloß-Straße. „Uns geht die Arbeit überhaupt nicht aus“, betont Mutz. Das Tiefbauamt hat bereits im Herbst 2014 ausführlich dokumentiert, dass der Wertverlust der städtischen Verkehrsinfrastruktur rund 60 Millionen Euro im Jahr beträgt. Von 2010 bis 2014 seien jährlich aber nur zwischen 32, 6 und 39,6 Millionen Euro investiert worden. Das sei zu wenig, um den Verfall aufzuhalten der Verkehrsinfrastruktur aufzuhalten.