Der Stuttgarter Tim Bengel malt Porträts aus feinem, schwarzen Sand. Das bringt ihm Kunstpreise, Tausende Facebook-Fans und berühmte Unterstützer ein.

Stuttgart - Sein erstes Werk entstand im Rahmen eines Schulwettbewerbs. Tim Bengel war damals 18 Jahre alt und formte für seinen Wettbewerbsbeitrag eine Weltkarte aus vielen kleinen Centstücken. „Geld regiert die Welt“, nannte er sein Bild. Unverhofft hat der junge Schüler damit den ersten Platz gewonnen und fortan weiter gemacht mit der Kunst.

 

„Ich war schon immer kreativ“, sagt er heute, gut fünf Jahre später. „Doch ich wusste bis dahin nie, wie ich das ausdrücken kann.“ Jetzt weiß er es – auch wenn er sich nach dem Abitur bewusst gegen ein Kunststudium entschieden hat. Als Begründung zitiert er den Künstler Jonathan Meese mit den Worten: „You can not learn Art and you can not teach Art“, sprich: Man kann Kunst weder lernen noch lehren. Tim Bengel studiere nun „etwas Bodenständiges“ und widmet seine komplette Freizeit seinem kreativen Schaffen. Das hat heute zwar nichts mehr mit Münzen zu tun, aber lange auch nichts mit schnödem Öl auf Leinwand oder Aquarell. Der Stuttgarter malt Porträts aus Sand.

Max Herre gehört zu seinen Fans

Der 23-Jährige möchte sich mit seiner Kunst abgrenzen. Deshalb hat er sich für etwas derart spezielles wie Sand entschieden. „Ich habe lange recherchiert und niemanden gefunden, der etwas verleichbares macht“, sagt er. Wie genau seine Technik funktioniert, verrät er aber nicht. Nur so viel: Es hat etwas mit Klebstoff zu tun und ganz feinem, schwarzem Sand. Auf Facebook hat er inzwischen mehrere Tausend Anhänger, seit Kurzem gehört auch Max Herre zu seinen Fans. Tim Bengel hat ein Porträt des Stuttgarter Musikers in Sand verewigt und das Ergebnis in dessen Wahlheimat Berlin geschickt. Kurz darauf posierte Max Herre mit dem Porträt – eine gute Werbung für den jungen Künstler. Die Erfolgsliste geht weiter: Tim Bengel hat beim Kunstwettbewerb Artward den Publikumspreis gewonnen und sich gegen 300 junge Künstler aus der ganzen Welt durchgesetzt. Es folgen in diesem Jahr Ausstellungen bei der Artmuc in München, einer großen Messe für zeitgenössische Kunst sowie im Arcotel Camino in Stuttgart, wo er im Mai bis zu 25 Bilder ausstellen wird. „Das ist toll“, sagt der junge Stuttgarter, als könnte er selbst noch nicht glauben, was passiert. Schließlich sei er erst durch den Schulwettbewerb in die Kunstwelt geschlittert, „ohne darüber nachzudenken.“

Bis zu siebzig Stunden braucht er bis zur Fertigstellung eines Bildes, die er im Atelier in seinem Elternhaus verbringt. Sein Vater ist ihm dabei eine große Hilfe, er hilft zu experimentieren, um die Technik weiter zu professionalisieren und damit die Arbeitsschritte bis zum fertigen Bild schneller zu machen. Sein Vater war auch das erste Motiv, das er mit Sand auf die Leinwand gebracht hat. Ein altes Urlaubsfoto, auf dem Walter Bengel diente als Vorlage. Die Kunst von Tim Bengel ist inzwischen so bekannt, das Bild seines Vaters so markant, dass dieser sogar auf der Straße darauf angesprochen wird. Jeder, der es zu ebenso großer Bekanntheit bringen möchte, darf ihm ein Porträt von sich schicken. Die Kriterien dazu hat er auf seiner Internetseite verfasst. Mehr als 200 Einsendungen hat Tim Bengel schon bekommen. Da liegt viel Arbeit vor dem jungen Künstler.

Gleichzeitig ist der 23-Jährige wieder auf der Suche nach neuen Möglichkeiten auszustellen. „Ich mag es, wenn man Kunst an Orten begegnet, wo man sie nicht erwartet“, sagt er. In Restaurants oder im öffentlichen Raum. So könne sich die Kunst auch denjenigen öffnen, die keine Galerien oder Museen besuchen. Trotzdem träumt der junge Künstler von einer Ausstellung in einer richtig großen, rennomierten Galerie: „Bevor ich tot bin, möchte ich meine Bilder schon einmal in der Staatsgalerie sehen“, sagt er lachend.

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