Nach dem 2:2 zum Abschluss der Bundesligasaison gegen den FSV Mainz 05 geht es für den VfB Stuttgart im Pokalfinale am 1. Juni gegen den FC Bayern darum, wie sich die Mannschaft präsentiert. Das Spiel in der StZ-Analyse

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - So ein Spiel kann einen leicht überfordern. Ein Fußballerleben lang bekommt man von seinen Übungsleitern eingetrichtert, sich nur auf den nächsten Gegner zu konzentrieren, immer nur das nächste Spiel vor Augen zu haben und bestenfalls von Spiel zu Spiel denken. Und dann kommt dieser Trainer auf die verwegene Idee gleich zwei Spiele in eines zu stecken: eine Bundesligabegegnung plus eine Vorbereitungspartie auf das Pokalfinale.

 

Im ersten Vergleich hat der VfB Stuttgart ein 2:2 gegen den FSV Mainz 05 erreicht und dabei haben beide Mannschaften gezeigt, warum im Fußballjargon einst das sogenannte Spiel um die goldene Ananas eingeführt wurde. Es war ein sorgloses Treiben zwischen dem Tabellenzwölften und dem Tabellendreizehnten, dass zwar mit vier Toren aufwartete, aber deutlich mehr Fehler und nur wenig Tempo bot.

Den zweiten Vergleich muss der VfB jedoch haushoch verloren haben. Anders ist die Reaktion von Bruno Labbadia nach dem Abpfiff nicht zu verstehen. Der Trainer gab sich ungewohnt einsilbig. Und hätte man nicht gewusst, dass auf die Stuttgarter am 1. Juni noch ein Höhepunkt wartet, dann wäre Labbadias Zurückhaltung als wohltuend empfunden worden, als der nonchalante Versuch, den Rumpelabschluss einer holprigen Bundesligarunde nicht überbewerten zu wollen.

Keine Konstanz in der Leistung des VfB

Doch so erweckte der Chefcoach den Eindruck, sich zu schützen – und zwar vor sich selbst. Auf die drängenden Fragen nach den konkreten Gründen seines Ärgers antwortete Labbadia: „Ich werde erst mit der Mannschaft reden und die passenden Worte finden.“ Das geschieht dann morgen, weil der Trainer zuvor schon entschieden hatte, den Spielern drei Tage frei zu geben, um die Beine hochzulegen und die Köpfe etwas zu lüften.

„Man kann die Spannung nicht zu früh hochfahren“, sagt Labbadia. Aber dass die VfB-Profis die Begegnung mit Mainz so entspannt angehen würden, damit hatte der Trainer nicht gerechnet. Zumal sie sich eine Woche zuvor auf Schalke anders präsentiert hatten. Doch nun offenbart der Sieg bei dem Champions-League-Qualifikanten, was eventuell mit dieser Stuttgarter Mannschaft möglich gewesen wäre – und das Unentschieden gegen Mainz, wie die ernüchternde Realität aussieht.

Der VfB hat es nicht verstanden, Konstanz in seine Leistungen zu bringen. Und er hat es auch nicht verstanden, durch den Finaleinzug und die damit verbundene Europa-League-Teilnahme die Stimmung im Umfeld hoch zu halten. Die Fans im Stadion ließen sich – vermutlich durch das Ignorieren der Wirklichkeit auf dem Rasen – zwar die Laune nicht total vermiesen, doch nun stellen sich viele die bange Frage, was dem Team im Endspiel des DFB-Pokals gegen den FC Bayern zuzutrauen ist.

Es bleibt eine vage Hoffnung

„Da wird es auf jeden Fall ein anderes Ergebnis geben als gegen Mainz“, scherzt Fredi Bobic. Und vielleicht ist es genau diese demonstrative Gelassenheit des Managers, die es in den verbleibenden elf Tagen bis zum großen Aufeinandertreffen zur Ernsthaftigkeit des Trainers braucht. Denn viel ist es nicht, was der VfB zu seinen Gunsten gegen die Bayern ins Feld führen kann. Wenn man davon absieht, dass die Stuttgarter das Glück haben, gegen München das Spiel nicht selbst machen, sondern nur das Spiel des Meisters verhindern zu müssen. Aber was heißt schon nur? Mit vorzüglicher Defensivordnung, enormem Laufaufwand und einem Schuss Effizienz hat die Labbadia-Elf schon bewiesen, dass sie das sehr gut kann. Doch gegen Mainz erinnerten die Lücken in der Innenverteidigung an das Ozonloch: der Schutzschirm vor dem eigenen Tor funktionierte leidlich.

Natürlich war Serdar Tasci dabei aufgrund der Achillessehnenprobleme nicht im Vollbesitz seiner Kräfte, stand Georg Niedermeier öfters schräg im Raum, und selbstverständlich kann auch der Torhüter Sven Ulreich entschlossener zupacken. Doch den Stuttgartern bleibt lediglich die vage Hoffnung, dass an einem wundersamen Abend in Berlin die schwäbische Form die bayerische Extraklasse schlagen kann.

Tut sie das nicht, wird es darauf ankommen, wie sich der VfB wehrt. Denn der letzte Eindruck der Saison soll nicht nur ein guter sein, um ein versöhnliches Ende zu erzwingen. Er kann bei dem ganzen Rumoren um die sportliche Unzufriedenheit und personelle Ungewissheit sogar die weitere Vereinspolitik entscheidend beeinflussen. Gut also, dass sich die VfB-Profis dabei nur auf ein Spiel konzentrieren müssen.