Mit Spannung wird im Prozess gegen eine Mutter, die im Herbst 2014 in Köngen ihre beiden kleinen Kinder ermordet haben soll, das psychiatrische Gutachten erwartet. Das große Rätsel ist weiterhin das Tatmotiv.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Stuttgart/Köngen - Mit Spannung wird im Prozess gegen eine Mutter, die im Herbst 2014 in Köngen (Kreis Esslingen) ihre beiden kleinen Kinder ermordet haben soll, das Gutachten des psychiatrischen Sachverständigen erwartet. Mehrere Zeugen aus dem Umfeld der Familie haben in dem Verfahren am Landgericht bereits ausgesagt. Doch bei der Frage nach dem Motiv für die Tat stehen die Verfahrensbeteiligten weiterhin vor einem Rätsel.

 

Die Familie lebte eher zurückgezogen

Die Aussagen der bisherigen Zeugen ergeben ein Bild, das vermutlich auf viele Familien zutrifft: Während der Vater ein ordentliches Einkommen hatte, kümmerte sich die Mutter um den Haushalt. Man lebte gut situiert im Eigenheim. Beide Eltern kümmerten sich fürsorglich um ihre Kinder. Kontakte zu Freunden und Bekannten pflegte man hingegen wenig, die Familie lebte eher zurückgezogen.

Vor wenigen Jahren fing es in der Ehe aber offenbar zu kriseln an. Der Vater und die Mutter nahmen daraufhin sogar Hilfe in Anspruch. Eine gemeinsame Bekannte bot eine Art Familienberatung an. In den Gesprächen reflektierte das Paar sein eigenes Verhalten und nannte seine Wünsche. Dabei sagte die Frau, dass sie sich in der Beziehung nicht ernst genommen fühle und forderte mehr Mitsprache. Der Mann akzeptierte das Anliegen und meinte seinerseits, dass er wegen der Arbeit am großen Haus und der Erziehung der beiden Kinder unter großem Stress leide. Offenbar änderte sich aber wenig.

Signale des Mannes haben die Frau offenbar alarmiert

Schließlich sendete der Mann in der Folge seiner Frau durch sein Verhalten Signale, die die Hausfrau offenbar aufs äußerste alarmierten. Der Mann hatte ihr erklärt, dass er den Stress nicht mehr ertrage. „So“ könne es nicht weitergehen, es müsse sich etwas ändern.

Der Mann regte an, das große Haus zu verkaufen, um in ein kleineres Eigenheim zu ziehen. Er ließ einen Experten kommen, um den Wert der Immobilie zu schätzen. Zudem kündigte der Mann an, ein kleines Zimmer mieten zu wollen, um sich dort ab und zu ausruhen zu können. Er sei völlig erschöpft und leide unter Schlafmangel, so der Mann.

Bei der Rückkehr erwartet den Vater eine Tragödie

Ende Oktober 2014 kündigte der Vater schließlich an, für einige Tage zu seinen Verwandten nach Norddeutschland zu fahren, um sich dort auszuruhen. Seine Frau bot noch an, mit den Kindern mitzukommen. Der Mann verreiste jedoch alleine. Er habe sich darüber gefreut, dass seine Frau und die Kinder ein wenig Zeit gemeinsam verbringen könnten, so der Vater.

Als er am 2. November zurückkehrte, traf er vor dem Haus seine blutverschmierte Frau an. Sie hatte in der Nacht zuvor die beiden sieben und zehn Jahre alten Kinder mit insgesamt 51 Messerstichen getötet. Danach versuchte die Frau, sich selbst zu töten. Dabei verletzte sie sich aber nicht allzu schwer. Die Polizei entdeckte die Tatwaffe auf einem Tisch neben den Kindern, die im Haus auf einem Schlafsofa lagen. Bei den Mädchen hatte da bereits die Totenstarre eingesetzt. Sie waren bis zum Hals zugedeckt.

Die 41-Jährige räumte in dem Prozess ein, ihre Kinder getötet zu haben. Sie habe Angst davor gehabt, dass sich ihr Mann von ihr trenne und er ihr die Mädchen wegnehme. Ein Aus der Beziehung hätten die Kinder nicht ertragen, so die Frau. Die Angst davor, die Kinder zu verlieren, habe sie regelrecht „aufgefressen“.

Am 10. Juni soll der psychiatrische Sachverständige sein Gutachten über die Angeklagte vorstellen und seine Einschätzung über die Schuldfähigkeit der Frau abgeben. Dann stehen die Plädoyers an. Das Urteil wird für den 15. Juni erwartet.