Mit dem Verzicht auf eine Kandidatur in Freiburg erspart Agrarminister Bonde den Grünen weiteren Schaden. Doch er ist auch selbst beschädigt – was nicht nötig gewesen wäre, kommentiert StZ-Redakteur Andreas Müller.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Alexander Bonde stand bisher in dem Ruf, nur dann in Auseinandersetzungen zu gehen, wenn er auch sicher sei, sie zu gewinnen. So gesehen ist sein Rückzug als Landtagskandidat in Freiburg durchaus konsequent. Sicher konnte der grüne Agrarminister nicht mehr sein, über seinen Parteifreund Reinhold Pix zu obsiegen. Und selbst wenn, wäre in der Grünen-Hochburg womöglich eine gespaltene Basis zurückgeblieben – hier die Bonde-Anhänger, dort das Pix-Lager. Lachender Dritter hätte die CDU sein können, der Pix 2011 den Wahlkreis abgenommen hätte.

 

Vordergründig erweist Bonde seiner Partei also tatsächlich einen Dienst, wenn er nun verzichtet. Allerdings hat er die Malaise auch maßgeblich mit angerichtet. Natürlich steht es jedem Politiker frei, wann und wo er will zu kandidieren; Erbhöfe gibt es nicht. Gleichwohl war es ein gewagtes Unterfangen, ausgerechnet dem Eroberer des „Filbinger-Wahlkreises“ das Mandat abjagen zu wollen. Das ist auch eine Stilfrage. Der Minister hat offenkundig unterschätzt, wie viel Zwietracht er in die Partei tragen und wie erfolgreich sein Gegner mobilisieren würde. Bevor die Grünen insgesamt Schaden nehmen, geht Bonde nun seinerseits beschädigt aus dem Rennen.

Ordnende Hand bei den Grüne fehlte

Warum aber musste es so weit kommen? Warum gab es keine ordnende Hand, die die absehbare Eskalation verhindert hat? Diese Frage müssen sich nicht nur die beiden Grünen-Vorsitzenden, sondern auch Ministerpräsident Kretschmann gefallen lassen. Wenn er wiedergewählt werden will, kann er sich solche überflüssigen parteiinternen Konflikte nicht leisten. Kretschmann hat sich herausgehalten und damit dem von ihm geschätzten Agrarminister letztlich keinen Gefallen getan. Bei der Vorvorgängerin Gerdi Staiblin war es der Anfang vom politischen Ende, als sie bei der Nominierung scheiterte. Man darf gespannt sein, wie es für Bonde weiter geht.