Die Internationale Funkausstellung (Ifa) ist trotz vergrößerter Fläche zum achten Mal in Folge komplett ausgebucht. Die Aussteller wollen Aufträge im Wert von vier Milliarden Euro vereinbaren. Vor allem die Konsumelektronik-Branche hofft auf einen Umsatzschub.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Zuerst darf die Prominenz kräftig feiern. Zur Eröffnungs-Gala der Funkausstellung (Ifa) 2015 sind für Donnerstagabend rund 600 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Showbusiness ins Palais am Berliner Funkturm geladen. Dazu gehören auch der EU-Kommissar Günther Oettinger und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel, die zum Start der Messe die Eröffnungsreden halten werden. Für musikalische Unterhaltung sorgt Nena.

 

Der pompöse Auftakt soll die Bedeutung der Neuheitenschau unterstreichen, dem bis heute wichtigsten Treffpunkt der Branche. Berlins Messechef Christian Göke übt sich deshalb auch nicht in falscher Bescheidenheit: „Unser Ziel ist es, die effektivste Plattform für Industrie und Handel zu sein.“ Aufträge im Wert von gut vier Milliarden Euro sollen auch dieses Mal wieder auf der Leitmesse vereinbart werden, die Göke als „globalen Indikator“ für Trends und Innovationen preist. Die Beteiligung jedenfalls stimmt. Mit 1645 Ausstellern und einer vergrößerten Ausstellungsfläche von 150 000 Quadratmetern ist die Messe zum achten Mal in Folge ausgebucht. Das alles sind Rekordzahlen, die nicht selbstverständlich sind. Schon oft behaupteten vermeintliche Experten, dass in Zeiten des Internets und der Globalisierung solche Großmessen nicht mehr gefragt seien. Die Funkausstellung beweist das Gegenteil.

Die Sortimente wachsen mit der Digitalisierung zusammen

Inzwischen nutzen auch Hausgeräte-Hersteller und die PC-Branche mit wachsender Begeisterung das Berliner Schaufenster. Mit der Digitalisierung und Vernetzung wachsen die Sortimente ohnehin zusammen, was hie und da auch Spannungen zwischen Herstellern und Verbänden erzeugt. Zumal die klassische Unterhaltungselektronik rasant an Bedeutung verliert. Allein im ersten Halbjahr sanken die Umsätze mit TV-, Audio- und Videogeräten um mehr als neun Prozent auf noch knapp 4,3 Milliarden Euro. Damit bringt der einstige Hauptumsatzträger nur noch ein Drittel der Gesamterlöse. Die Verkaufsschlager der Konsumelektronik sind mehr denn je Smartphones. Allein in den ersten sechs Monaten wurden fast 11,4 Millionen Geräte verkauft, ein Plus von sieben Prozent. Der Umsatz kletterte sogar um 17 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro, weil die Preise kräftig anzogen. Allein für die mobilen Alleskönner gaben die Bundesbürger damit erstmals mehr als für alle neuen TV-, Video- und Audiogeräte zusammen aus.

Hans-Joachim Kamp, Aufsichtsratschef des Ifa-Veranstalters gfu Consumer & Home Electronics, bleibt dennoch zuversichtlich. „Von der Ifa erwarten wir 2015 wichtige, positive Impulse“, betonte der frühere Chef von Philips Deutschland kurz vor dem Messestart in Berlin. Seit mehr als 90 Jahren sei die Messe Plattform für Innovationen und damit „nachhaltige Basis für erfolgreiche Geschäftsentwicklungen“.

Die Branche schrumpft im ersten Halbjahr um 2,5 Prozent

Impulse kann die Branche vor allem in Deutschland gut gebrauchen. Im ersten Halbjahr schrumpfte der Gesamtumsatz mit Konsumelektronik um 2,5 Prozent auf 12,3 Milliarden Euro. Auch fürs Gesamtjahr erwarten die Marktforscher ein Umsatzminus von dann noch einem Prozent im Geschäft mit Unterhaltungselektronik, Telekommunikationsgeräten und privat genutzter PC-Technik. Besser ist die Nachfrage nach Hausgeräten: bei Großgeräten wie Waschmaschinen wird ein Plus von vier Prozent erwartet und bei Kleingeräten sogar ein Wachstum von sechs Prozent.

Zu schaffen machen der Branche auch auf den internationalen Märkten vor allem der harte Wettbewerb, massiver Preisdruck und das hohe Innovationstempo. Weltweit wird auf Euro-Basis nur noch mit einer Umsatzstagnation gerechnet. Besonders die TV-Hersteller leiden auf den Märkten in Europa unter der zunehmenden Marktsättigung, weil viele Haushalte inzwischen gut mit Flachbildschirmen versorgt sind.