Der Chef der Lokführergewerkschaft, Claus Weselsky, gibt sich mit den bisherigen Zugeständnissen der Bahn noch nicht zufrieden. Er will nicht nur für die Zugbegleiter, sondern auch für das restliche Zugbegleitpersonal Tarifverträge aushandeln.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Frankfurt/Main - Die Deutsche Bahn bewegt sich auf die Lokführergewerkschaft (GDL) zu und könnte so eine verstärkte Auseinandersetzung mit der konkurrierenden Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) provozieren. Vorerst dürfte es aber nicht zu neuen Streiks kommen.

 

Beiden Organisationen schlägt die Bahn nun nahezu identische Tarifverbesserungen vor. Demnach soll die Gehälter bis Ende 2016 in drei Stufen um insgesamt fünf Prozent steigen. Dazu kommen Einmalzahlungen und Weihnachtsgelderhöhungen mit sozialer Komponente sowie Regelungen zur Altersvorsorge und anderen Verbesserungen etwa beim Gesundheitsschutz. Zur Entlastung der Beschäftigten mit vielen Überstunden will die Bahn 200 neue Lokführer-Stellen schaffen.

Ihre Angebote, die laut Personalvorstand Ulrich Weber einen Umfang von 607 Seiten haben, hatte die Bahn erst am Donnerstagnachmittag übermittelt. Das Gespräch mit der EVG am Freitagvormittag war daher schon nach einer Stunde beendet. Die EVG will das Angebot – das laut Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba einen „dicken Ordner mit fast tausend Seiten“ umfasst – bis zur nächsten Verhandlungsrunde am 12. Dezember prüfen. Bereits am 3. Dezember tagt die EVG-Tarifkommission. „Bis dahin werden wir nicht zu Arbeitskämpfen aufrufen“, sagte Rusch-Ziemba. Zuletzt hatte auch ihre Organisation vage mit Streiks gedroht.

Weitere Verhandlungen am nächsten Freitag

Dass die Bahn „über neue, völlig veränderte tarifliche Strukturen verhandeln“ wolle, mochte die EVG noch nicht genauer bewerten. Das Arbeitgeberpaket könnte freilich die Wende in dem Dauerkonflikt bringen, weil die Bahn nun auf die Forderung von GDL-Chef Claus Weselsky eingeht, dass er eigenständige Tarifverträge für die Zugbegleiter aushandeln darf. Es sehe danach aus, dass die DB ein zusätzliches Angebot für die Zugbegleiter gemacht habe, sagte Weselsky vor seinem Treffen mit Personalvorstand Weber am Nachmittag. Doch damit gab er sich noch nicht zufrieden: Es fehlten Angebote für die ebenfalls von der GDL vertretenen Bordgastronomen, Lokrangierführer, Disponenten und Instruktoren. „Wenn das nicht aufgeklärt wird, verhandeln wir über Schwachsinn“, sagte er.

Weselsky darf offenbar auf weitere Zugeständnisse hoffen, denn im Verlaufe der folgenden vier Stunden wurde vereinbart, bereits am nächsten Freitag weiter zu verhandeln. „Wir haben damit gezeigt, dass es uns nicht um den Streik an sich geht“, betonte er am Abend. Mit Blick auf die noch nicht eingeschlossenen Berufsgruppen sagte Ulrich Weber, dies sei Sache weiterer Verhandlungen. Er sei weiterhin optimistisch, einheitliche Abschlüsse mit beiden Gewerkschaften erreichen zu können.