Freunde waren die rechtspopulistische AfD und Deutschlands Kirchen noch nie. Und es sieht wahrlich nicht danach aus, als würde sich daran etwas ändern. Gegenstand des neuerlichen Streits ist - natürlich - wieder einmal die Flüchtlingspolitik.

München - Ein Frontalangriff der rechtspopulistischen AfD auf die beiden christlichen Kirchen in Deutschland hat empörte Reaktionen hervorgerufen. Der bayerische AfD-Landesvorsitzende Petr Bystron hatte sowohl der katholischen als auch der evangelischen Kirche vorgeworfen, über ihre Wohlfahrtsverbände „unter dem Deckmantel der Nächstenliebe“ ein Milliardengeschäft mit der Flüchtlingskrise zu machen. Die katholische Kirche wies die Vorwürfe zurück.

 

Der AfD-Politiker hatte beiden Kirchen unterstellt, sie hätten aus kommerziellen Gründen ein großes Interesse an weiterer Flüchtlingszuwanderung. „Die vordergründig propagierte Flüchtlingsfreundlichkeit finanziert zugleich eine gigantische Wohlfahrtsindustrie unter dem organisatorischen Dach der Kirchen“, sagte Bystron. „Kirchliche Organisationen und Unterorganisationen nutzten zur Gewinnmaximierung oft die Hilfsbereitschaft unbezahlter Ehrenamtlicher über Monate aus, während sie Kommunen, Land und Bund für Aufbau und Betrieb von Flüchtlingsunterkünften saftige Rechnungen schreiben.“

„Unreflektiertes Gerede“

Die katholische Kirche reagierte mit Empörung. „Das unreflektierte Gerede von Herrn Bystron weise ich zurück. Es ist ein mit keinem einzigen Faktum belegtes Gequatsche, das wenig von einer sachlichen Diskussion zeugt“, sagte der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, der Deutschen Presse-Agentur am Rande des Katholikentages in Leipzig. „Wer so entgleist, schlägt allein 200 000 ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe der Kirchen Tätigen ins Gesicht“, fügte Kopp hinzu.

Der Sprecher verwies darauf, dass allein die katholische Kirche und ihre Hilfswerke im Vorjahr 112 Millionen Euro an Sondermitteln für Flüchtlinge im In- und Ausland ausgegeben hatten - rund 40 Millionen Euro mehr als 2014. Zudem stellten Kirchengemeinden Tausende Unterkünfte sowie Räume für Freizeit- und Beratungsangebote bereit. Der Berliner Erzbischof Heiner Koch nannte die AfD-Vorwürfe „ziemlich unverschämt“. Selbst ärmere Kirchengemeinden engagierten sich bis an ihre Grenzen für die Flüchtlingshilfe.