Der Anschlag auf den Istanbuler Atatürk-Flughafen erschüttert die Türkei. Drei Selbstmordattentäter reißen viele Menschen mit in den Tod. Bislang bekannte sich keine Gruppierung zu der Tat.

Istanbul - Bei einem verheerenden Terroranschlag auf dem Atatürk-Flughafen in der türkischen Metropole Istanbul haben drei Selbstmordattentäter am Dienstagabend mindestens 36 Menschen mit in den Tod gerissen. Nach jüngsten Angaben der türkischen Behörden wurden außerdem mindestens 147 Menschen verletzt. Die türkische Polizei fahndet nach den Hintermännern des Anschlags. Bis zum frühen Mittwochmittag bekannte sich keine Gruppierung zu der Tat.

 

Ministerpräsident Binali Yildirim, der den Flughafen noch in der Nacht besuchte, sagte am Mittwochmorgen, erste Hinweise deuteten auf die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) als Urheber hin. Unter den Opfern seien Türken und Ausländer. Nach bisherigen Erkenntnissen hätten die Angreifer zunächst das Feuer eröffnet und sich dann in die Luft gesprengt. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin sagte am späten Dienstagabend, bislang gebe es keine Hinweise darauf, dass Deutsche betroffen seien.

Aus türkischen Regierungskreisen hieß es, keiner der drei Selbstmordattentäter habe die Sicherheitsschleusen am Eingang des internationalen Terminals passiert. Augenzeugenberichte und Videos in sozialen Medien deuteten dagegen darauf hin, dass einer oder mehrere Angreifer auch in den Innenbereich des Terminals gelangten.

Angriff sorgt für massives Chaos im Flugverkehr

Der Luftverkehr auf dem Flughafen wurde inzwischen wieder aufgenommen. Erste Flüge von Turkish Airlines landeten am frühen Morgen. Yildirim hatte den Flughafen zuvor für landende und startende Flüge wieder für geöffnet erklärt. Der Sender CNN Türk berichtete, Reisende könnten inzwischen wieder ins Terminal.

Der Angriff sorgt allerdings für massives Chaos im Flugverkehr. Turkish Airlines strich für Mittwoch mehr als 340 Flüge. Die Airline bot allen Reisenden mit Buchungen vom oder zum Atatürk-Airport an, die Flüge kostenlos umzubuchen oder zu stornieren. In der Nacht waren etliche Reisende vor dem Airport gestrandet, die vor der Attacke aus dem Terminal geflohen waren.

Bei einem IS-Selbstmordanschlag im Istanbuler Zentrum waren im Januar zwölf deutsche Urlauber getötet worden. Neben dem IS verübt auch die TAK - eine Splittergruppe der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK - immer wieder Anschläge in türkischen Metropolen. Vor drei Wochen erst waren bei einem Anschlag der TAK in Istanbuls Stadtmitte elf Menschen getötet worden. Dieses Attentat vom 7. Juni war der dritte schwere Anschlag seit Jahresbeginn im Zentrum Istanbuls.

Die TAK hat auch ausländische Urlauber vor Türkeibesuchen gewarnt. Im vergangenen Dezember hatte die Gruppierung einen Mörserangriff auf den Flughafen Sabiha Gökcen verübt.

Angriffe an großen Airports in den vergangenen Jahren

Der Anschlag auf den Istanbuler Atatürk-Flughafen fällt in eine Reihe von Angriffen an großen Airports in den vergangenen Jahren. So viel Blut wie am Dienstag in Istanbul floss bislang jedoch nur selten. Eine Übersicht:

12. Juni 2016: Bei einer Explosion im Abfertigungsbereich des Internationalen Flughafens von Shanghai werden vier Menschen verletzt. Herbeigeführt wird die Detonation am Pudong Airport durch Feuerwerkskörper, die in leere Bierflaschen gestopft worden waren.

22. März 2016: 16 Menschen werden am Brüsseler Flughafen Zaventem durch zwei Bombenexplosionen getötet. Die zwei Selbstmordattentäter nehmen Check-In-Schalter ins Visier. Eine darauffolgende Detonation in einer U-Bahn-Station reißt 16 weitere Menschen in den Tod. Die Terrormiliz Islamischer Staat bekennt sich zu den Anschlägen.

7. März 2016: Eine in einem Gepäckstück verstaute Bombe explodiert am Flughafen der somalischen Stadt Beledweyne. Drei Menschen werden verletzt. Die islamistische Al-Shabaab-Miliz übernimmt die Verantwortung.

28. Dezember 2015: Ein Selbstmordanschlag nahe dem Eingangsbereich des Internationalen Flughafens von Kabul kostet mindestens einem Zivilisten das Leben. 13 weitere Zivilisten werden verletzt. Die radikalislamischen Taliban bekennen sich zu der Attacke.

17. August 2015: In der Nähe des Internationalen Airports von Kabul kommt es zu einer Explosion. Sie scheint durch eine Autobombe eines Selbstmordattentäters ausgelöst worden zu sein. Laut der Polizei gilt der Angriff dem Eingangstor des Flughafens. Verletzt wird niemand.

21. März 2015: Ein mit einer Machete bewaffneter Mann attackiert am Internationalen Flughafen von New Orleans Beamte der US-Behörde für Transportsicherheit. Der Angreifer wird erschossen. Einer der Beamten wird leicht verletzt. Behörden geben später bekannt, dass der Mann eine mit Molotowcocktails gefüllte Tasche bei sich trug.

3. Februar 2015: Am Internationalen Flughafen von Kairo werden zwei Sprengsätze entschärft. Eine der Bomben wurde in der Ankunftshalle des Terminals deponiert, indem sich die Fluglinie Egyptair befindet. Die andere lag in der Nähe eines Polizeipostens auf dem Parkplatz des Airports. Verletzt wird niemand.

11. Dezember 2013: Eine Autobombe geht im nördlichen Teil des Kabuler Flughafens in der Nähe eines Tores hoch, das von Nato-Truppen genutzt wird. Verletzt wird niemand. Die Taliban bekennen sich.

20. Juli 2013: Ein teilweise gelähmter Mann bringt im Flughafen Peking einen Sprengsatz zur Detonation. Mit der Aktion will er Schadenersatzzahlungen wegen angeblicher Prügel erzwingen, die ihm Beamte vor Jahren verabreicht haben sollen. Durch die Explosion wird nur er verletzt.

18. Juli 2012: Am Flughafen der bulgarischen Stadt Burgas explodiert in einem Bus mit israelischen Touristen an Bord eine Bombe. Fünf der Urlauber, der bulgarische Busfahrer und der Selbstmordattentäter kommen dabei um. 35 weitere Menschen werden verletzt. 2014 erklärt das Innenministerium in Sofia, die schiitische Hisbollah-Miliz habe hinter der Attacke gesteckt.

27. Februar 2012: Vor den Eingängen des Flughafens von Dschalalabad im Osten Afghanistans schlägt ein Selbstmordattentäter zu und reißt neun Menschen mit in den Tod. Die Taliban erklären, der Anschlag auf den Flughafen sei Vergeltung für die Verbrennung heiliger Bücher des Islam an einem amerikanischen Militärstützpunkt.

24. Januar 2011: Ein Selbstmordattentäter sprengt sich im Ankunftsbereich des Moskauer Flughafens Domodedowo in die Luft. 37 Menschen werden getötet, 180 weitere verletzt. Zu der Tat bekennen sich tschetschenische Rebellen. Die russische Ermittlungsbehörde identifiziert den Angreifer später als einen 20-Jährigen aus der Region Nordkaukasus.