Ferienzeit ist Baustellenzeit – und damit Stauzeit. Das merkt man Stuttgart zurzeit an vielen Stellen sehr deutlich, denn kaum eine der wichtigen Ein- und Ausfallstrecken ist in diesen Sommer­ferien baustellenfrei. Wir zeigen Ihnen die Nadelöhre im Straßenverkehr.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

 

Stuttgart - Auch das gibt es: im Gebiet Vogelsang freut man sich zumindest nachts über eine Ferienbaustelle. Dass man von der Rotenwaldstraße nicht zur Herderstraße durchkommt, weil die Kreuzung vor dem Gewerbegebiet Unter dem Birkenkopf umgebaut wird, beschert dem oberen Westen ruhige Nächte. Der Durchgangsverkehr sucht sich nach Feierabend offenbar ganz andere Wege.

Doch so positiv wie diese wenigen mit Baustellenverkehrsberuhigung gesegneten Westler sieht dieser Tage kaum jemand das Buddeln und Werkeln in der Stadt. Man flucht sich so durch, denn kaum eine der wichtigen Ein- und Ausfallstrecken des Stuttgarter Kessels ist in diesen Sommerferien baustellenfrei (siehe Karte) – und in der Folge erst recht nicht staufrei.

Wenn noch Unfälle passieren, wird der Stau extrem lang

Ein paar Spitzenwerte vorneweg: nach einem Auffahrunfall am Schwanenplatztunnel bildete sich auf der Bundesstraße 14 im Feierabendverkehr am Mittwoch ein Stau, der sich bis zum Südheimer Platz erstreckte, sagt ein Polizeisprecher – und erwähnt im Nebensatz, dass er für die Strecke vom Rotebühlplatz zum Hauptbahnhof dieser Tage mit dem Auto die Negativrekordzeit von 45 Minuten gebraucht habe. Mitten in jenem Mammutstau von Bad Cannstatt bis in den Süden knubbelten sich die Autos am Mittwoch von 17 bis 18 Uhr am Charlottenplatz mitten auf der Kreuzung, ein einziges Hupen und Drängeln war die Folge. Trotz dieser unkonventionellen Spursuchmanöver lösten sich laut der Polizei die Staus unfallfrei wieder auf.

In der Integrierten Verkehrsleitzentrale (IVLZ) beobachten die Mitarbeiter genau, was auf den Straßen passiert. Sie sind aber über das aktuelle Geschehen nicht ganz so erstaunt wie die Verkehrsteilnehmer – die normalerweise damit rechnen, in den Sommerferien leer gefegte Straßen vorzufinden. „Wenn man an einer Stelle wie in der Heilbronner Straße von zwei Spuren eine wegnimmt, dann sind das 50 Prozent. So stark nimmt der Verkehr jedoch nicht ab – natürlich wird es da Staus geben“, sagt Nina Wilmes, die stellvertretende Leiterin der IVLZ. Die bisher beobachteten Staulängen gingen nicht über das hinaus, was sonst auch im Berufsverkehr zu erwarten sei: In der Hauptstätter Straße, wo zurzeit wegen Belagarbeiten in beide Richtungen eine Spur fehle, sei selbst in auswärtiger Richtung im Berufsverkehr ein Stau bis zum Wilhelmsplatz normal.

Sommerferien sind die verkehrsärmste Zeit

„Da, wo wir können, greifen wir ein“, sagt Nina Wilmes. Das geschieht vor allem über die Ampelsteuerung. Im Berufsverkehr würden schon die optimalen Programme laufen, diese schalte die IVLZ nun zum Teil auch tagsüber. Denn was anders ist in diesen Ferien: wegen der Baustellen gebe es öfters tagsüber Situationen wie sonst nur im Berufsverkehr. Dennoch bleibt es dabei: „Insgesamt sind die Sommerferien die verkehrsärmste Zeit“, sagt Nina Wilmes. Deswegen böten sie sich für Baustellen, die den Verkehr beeinträchtigen, auf jeden Fall an. Die Pfingstferien seien für viele Arbeiten zu kurz: Mit zwei Feiertagen hätten sie nur acht Arbeitstage.

Auch im Tiefbauamt, das die Baustellen koordiniert, sieht man die Lage nicht als dramatisch an. „Ich habe den Eindruck, dass sich die Autofahrer allmählich an die Situation gewöhnen“, sagt Jürgen Mutz, der die Bauabteilung Mitte und Nord leitet. Diesen habe er selbst beim Nadelöhr Heilbronner Straße: Dort fehlen wegen Arbeiten am Straßenbelag und am Unterbau nicht nur Fahrspuren, man kann auch weder nach links zum Milaneo noch aus der  Wolframstraße stadteinwärts fahren. „Beim ersten Mal tasten sich die Autofahrer vorsichtig durch, von Tag zu Tag fahren sie zügiger“, sagt Mutz. Gegen eine Ursache der langen Staus bis zum Rotebühlplatz habe man Abhilfe geschaffen: Autofahrer versuchten, nach links in die Türlenstraße abzubiegen, was aber nur den Bussen der Linie 44 erlaubt ist. Damit blockierten sie den geradeaus fahrenden Verkehr. „Wir haben jetzt jemand abgestellt, der die Türlenstraße absperrt und nur die Linienbusse durchlässt. Anders geht es nicht“, sagt Mutz.

Zeitlich würden alle Baustellen im Plan liegen, so dass zum Beispiel Ende der kommenden Woche an der Hauptstätter Straße alles vorbei sei. Bis dahin hilft es vielleicht, den Kommentar einer Leserin auf der StZ-Facebook-Seite zu beherzigen: „Surprise, surprise: Die Hupe löst den Baustellenstau nicht auf!“, schreibt „Isa Belle“.