Die Kriminalpolizei im Kreis Ludwigsburg hat derzeit viel zu tun: Es häufen sich die tödlichen Zwischenfälle. Die Leiche, die am Samstag auf dem Neckar bei Gemmrigheim entdeckt wurde, ist derweil identifiziert.

Kreis Ludwigsburg - Kurz nach acht Uhr am Samstagmorgen geht der Notruf bei der Leitstelle ein: Ein Passant meldet, dass auf dem Neckar zwischen Hessigheim und Besigheim eine Leiche treibt. Die Feuerwehren von Gemmrigheim, Walheim und Besigheim rücken aus, können den leblosen Körper aber wegen der starken Strömung erst beim Klärwerk in Gemmrigheim aus dem Wasser holen. Wer der tote Mann ist, wie alt er ist und wie er gestorben – all das war zunächst völlig unklar.

 

Inzwischen konnte der Mann allerdings „zweifelsfrei ermittelt“ werden. Demnach handelt es sich um einen 53-Jährigen aus Kornwestheim. Laut Polizei war er ausländischer Herkunft und lebte allein. Wegen längerer Auslandsaufenthalte in der Vergangenheit sei seine Abwesenheit zunächst nicht bemerkt worden. Wie genau der Mann zu Tode kam, können die Ermittler allerdings nicht sagen – Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden gebe es nach dem Ergebnis der Obduktion vom Dienstag aber nicht. Bis jetzt kann die Polizei allerdings nicht genau sagen, wann der Mann sein Leben verloren hat. Laut der Sprecherin Tatjana Wimmer, sei der Mann vor drei Wochen an seinem Wohnort gesehen worden.

Leiche bei Gemmrigheim: Der Tote stammte aus Kornwestheim

Mit dem Fund in Gemmrigheim steigt die Zahl der tödlichen Zwischenfälle im Kreis Ludwigsburg in den vergangenen Wochen und Monaten weiter an. Nur wenige Tage zuvor, am Donnerstagmorgen, war die Leiche eines 38-Jährigen in einer trockengelegten Kammer einer Neckarschleuse bei Benningen gefunden worden. „In diesem Fall sind die Ermittlungen abgeschlossen“, sagt die Polizeisprecherin Wimmer. Man gehe von einem Unglücksfall aus. Vermutlich stürzte der Mann am Mittwochabend von einem Sperrtor der Schleuse und zog sich bei dem 20 Meter tiefen Sturz tödliche Verletzungen zu. Die Marbacher Feuerwehr musste die Leiche am Freitag mit einem Kran bergen.

Etwa zur gleichen Zeit, zu der in Benningen der 38-Jährige entdeckt wurde, ereignete sich am Donnerstag nur wenige Kilometer entfernt mutmaßlich ein Beziehungsdrama: Die Polizei wurde in den Ludwigsburger Stadtteil Poppenweiler gerufen. Alarmiert hatte sie ein 56-Jähriger, der die Beamten vor seinem Wohnhaus empfing. Er räumte offen ein, seine 60-Jährige Lebensgefährtin in der gemeinsamen Wohnung erstochen zu haben.

In den Räumen fanden die Beamten auch die Tatwaffe. Eine Obduktion am Freitag ergab, dass die Frau am Blutverlust durch die Stichverletzungen verstarb. Nach wie vor völlig unklar ist, warum der Mann zustach. Er sitzt seit Freitag in U-Haft – zum Motiv macht er aber keine Angaben.

Motiv für den Mord in Poppenweiler ist nach wie vor unklar

Mindestens genauso mysteriös sind derweil die Umstände der tödlichen Schüsse auf den Betreiber einer Stuttgarter Kampfsport-Schule in Bietigheim-Bissingen. Der 35-Jährige mit kasachischen Wurzeln war am 12. April gegen 22 Uhr in der Nähe seines Wohnhauses im Stadtteil Bruchwald erschossen worden, der Täter konnte unerkannt zu Fuß fliehen. Zuletzt hatte die Heilbronner Staatsanwaltschaft eine Belohnung von 10 000 Euro für Hinweise ausgesetzt – der entscheidende Tipp ist aber offenbar nach wie vor nicht dabei gewesen.

Mehr als 30 Spuren sind die Beamten in den vergangenen Wochen gefolgt, ohne des Rätsels Lösung näher zu kommen. Klar ist bislang die Route, die der Täter zu Fuß vom Tatort genommen hat: offenbar ging er von der Wolf-Hirth-Straße über die Maybach- zur Panoramastraße und weiter in Richtung Waldschule. Auf den einen entscheidenden Tipp warten die Ermittler auch im Fall der ermordeten Nadine Ertugrul aus Ludwigsburg. Zuletzt hatte die Polizei an eine Zusammenarbeit mit der ZDF-Fernsehsendung „Aktenzeichen XY“ gedacht – doch ein konkretes Datum für die Ausstrahlung gibt es nicht. Es könnte fast die letzte Chance sein, noch Hinweise aus der Bevölkerung zu bekommen, obwohl die Polizei seit dem Auffinden der Leiche am 12. Oktober des vergangenen Jahres viel unternommen hat.

Damals war die unbekleidete Leiche in einem Gebüsch nahe der S-Bahnhaltestelle Favoritepark gefunden worden. Sie wies massive Schnittverletzungen am Hals auf, ein Sexualdelikt konnte aber ausgeschlossen werden. In den Tagen danach hatte die Polizei rund um den Fundort ein Flugblattaktion gestartet, die Sonderkommission ließ auch den Monrepos-See mit Tauchern absuchen, in der Hoffnung, irgendeine verwertbare Spur zu finden.

Zunächst hatte die Sonderkommission in Richtung einer Beziehungstat ermittelt, auch eine Wohnung war durchsucht worden. Der Verdacht gegen eine Person „aus dem Beziehungsumfeld“ der Opfers konnte nicht erhärtet werden. Inzwischen schließen die Beamten auch eine Zufallstat nicht mehr aus. „Es ist und bleibt schwierig“, sagt die Polizeisprecherin Tatjana Wimmer.