Turkmenistan in Zentralasien gilt als eines der schlimmsten Regime weltweit. Nun kommt Präsident Berdimuhamedow nach Berlin. Ein Zahnarzt, der sich auch mit Tee, Pferden und Büchern auskennt.

Moskau/Berlin - Wenn Präsident Gurbanguly Berdimuhamedow sein neues Buch verschenkt, dann steht man als Minister in Turkmenistan stramm. Man nimmt das Werk mit beiden Händen und küsst es andächtig. In islamischer Tradition gebührt solche Ehrfurcht eigentlich nur dem Koran. Doch der Präsident der Ex-Sowjetrepublik in Zentralasien legt Wert darauf, dass auch seine Worte geschätzt werden. Zu beobachten war das zuletzt im März, als der studierte Zahnarzt (59) über „Tee - Heilmittel und Inspiration“ geschrieben hatte. Es war sein 35. Buch.

 

Der bizarre Kult um Berdimuhamedow ist Ausdruck eines Regimes, das Menschenrechtler zu den repressivsten weltweit zählen - vergleichbar mit Nordkorea. Am Montag (29.8.) empfängt Kanzlerin Angela Merkel den „Arkadag“ (Beschützer) von Turkmenistan in Berlin. Dessen Wüstenstaat mit 5,24 Millionen Einwohnern grenzt politisch sensibel an den Kaukasus, an Iran und Afghanistan. Außerdem verfügt er über die viertgrößten Gasreserven der Welt.

Das Festhalten goldener Worte in einem Buch hat Berdimuhamedow von seinem Vorgänger Saparmurad Nijasow (1940-2006) abgeschaut. Der „Turkmenbaschi“ (Führer der Turkmenen) machte seine Philosophie im Buch „Ruchnama“ zur Pflichtlektüre. Unter dem Ex-Parteifunktionär und ersten Präsidenten Turkmenistans stieg Berdimuhamedow auf, wurde dessen Leibarzt und Gesundheitsminister. Nach Nijasows Tod 2006 übernahm er handstreichartig die Macht.

Menschenleere Regierungsbezirk mit Prunkbauten

In den ersten Jahren seiner Herrschaft verfolgte Berdimuhamedow eine vorsichtige Öffnung, bahnte internationale Geschäfte an. 2012 ließ er sich im Amt bestätigen in einer Wahl, die wie alle anderen von der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) als weder frei noch fair eingestuft wurde.

Beim Personenkult hat Berdimuhamedow seinen Ziehvater Nijasow fast eingeholt. Seit 2015 zeigt ein goldenes Denkmal in der Hauptstadt Aschgabat den Präsidenten auf einem Pferd der Achal-Tekkiner-Rasse. Die schlanken Wüstenrenner sind der Stolz Turkmenistans. Der Präsident kümmert sich als Kenner um die Zucht und hat verboten, dass je bei einem im Stammbuch verzeichneten Pferd der Name geändert wird.

Nach offiziellen Angaben ist Berdimuhamedow verheiratet und hat drei Kinder. Videos zeigen, wie er durch Paläste schreitet und Untergebene herunterputzt, die angeblich geraucht haben. Aschgabat ist unter Nijasow und seinem Nachfolger zu einer geteilten Stadt geworden. Es gibt einen menschenleeren Repräsentationsteil mit Prunkbauten, eine Mischung aus Moskau und Las Vegas. Die Menschen leben dagegen in einfachen Plattenbauten. In keiner anderen Ex-Sowjetrepublik kommt von einem hohen Nationaleinkommen so wenig bei der Bevölkerung an, wie der UN-Index für menschliche Entwicklung 2015 feststellte.

Auch um Sport kümmert sich Berdimuhamedow höchstselbst. Nach den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro mussten sich Funktionäre bedrohliche Fragen anhören, warum denn keiner der neun turkmenischen Athleten eine Medaille gewonnen habe.