Nirgendwo in Deutschland haben laut einer Studie Kita-Erzieher so viel Zeit für die individuelle Betreuung wie in Baden-Württemberg. Allerdings sind die Zahlen nur bei Vollbesetzung ideal – die Gewerkschaft geht davon aus, dass mehrere Tausend Betreuer im Land fehlen.

Stuttgart - Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie der Bertelsmann-Stiftung hervor. Eine Betreuungskraft ist im Südwesten demnach für 7,3 Kinder zuständig, im Bundesschnitt kommen 9,3 Kinder auf eine Fachkraft. „Wir freuen uns, dass wir relativ gesehen gut abschneiden“, sagte die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Doro Moritz. Sie hält den Personalschlüssel jedoch für begrenzt aussagekräftig.

 

Fachkräfte fehlen

„Das wird auf Grundlage der Vollbesetzung berechnet - niemand krank, niemand im Urlaub.“ Ihre Gewerkschaft gehe davon aus, dass 4500 Fachkräfte bei der Kinderbetreuung im Land fehlen. Bundesweit fordert die Bertelsmann-Stiftung mit Sitz in Gütersloh zusätzlich 107 000 Vollzeitstellen für Erzieher.

„Natürlich besteht weiterhin großer Bedarf an Fachkräften“, sagte auch eine Sprecherin des Kultusministeriums. Das Land habe in der Vergangenheit die Ausbildungskapazitäten erhöht. „Die neue Landesregierung will diesen Kurs weiterfahren.“ Der Staatssekretär im Kultusministerium, Volker Schebesta (CDU), bezeichnete Baden-Württemberg als „Musterland bei der Qualität in der frühkindlichen Bildung“.

Betreuungsschlüssel gilt als Qualitätsmerkmal

Der Betreuungsschlüssel in Krippe oder Kindergarten ist ein Qualitätsmerkmal. Seit Jahren stellen die Städte und Gemeinden immer mehr Personal für die Kinderbetreuung ein, wie das Statistische Landesamt erfasst hat. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der rechnerischen Vollzeitstellen im Öffentlichen Dienst in den Kitas demnach um knapp elf Prozent auf rund 29 000. Bundesweit meldeten die Statistiker einen Anstieg um 5,2 Prozent.

Schon im vergangenen Jahr belegte Baden-Württemberg im Ländervergleich den ersten Platz, damals mit 3,1 Unter-Dreijährigen beziehungsweise 7,7 Drei- bis Sechsjährigen pro Betreuungskraft.