Das Sicherheitspersonal hat natürlich das Recht, für seine Interessen in den Ausstand zu treten. Bisher sei es aber gute Sitte gewesen, Warnstreiks, die Tausende Fluggäste betreffen, rechtzeitig anzukündigen, meint StZ-Redakteur Jörg Nauke.

Stuttgart - Bei vielen Streiks im Bereich der Daseinsvorsorge lässt sich mit geringem Personaleinsatz ein großer Effekt erzielen. Bahn- und Flugverkehr sind deshalb häufig Zielscheiben von Gewerkschaften, die Stau und Chaos als geeignete Mittel sehen, die Gegenseite unter Druck zu setzen. Dass man diesem Ziel mit der unzweifelhaft öffentlichkeitswirksamen Aktion am Flughafen näher gekommen ist, scheint eher fraglich.

 

Mit Frasec war – und das auch nur mittelbar – lediglich ein Unternehmen betroffen, das mit der Belegschaft am Flughafen gerade einmal drei Prozent der Beschäftigten stellt, für die im Land ein Tarifvertrag ausgehandelt werden soll. Warum es den Arbeitgeberverband der Branche überzeugen sollte, allen Beschäftigten mehr Geld zu bezahlen, nur weil in Stuttgart Tausende Passagiere stundenlang in der Schlange standen, bleibt das Geheimnis von Verdi. Wenn sich neben den Passagieren überhaupt jemand beeindruckt gezeigt hat, dann die Airlines wegen der Verspätungen und die Flughafengesellschaft, die das ganze Chaos in den Terminals managen musste. Die Bundespolizei, die ihre hoheitliche Aufgabe an Private delegiert hat, stellte zur Deeskalation Beratungspersonal ab und bekundete Neutralität.

Gerade vor dem Hintergrund, dass bei Arbeitskämpfen im Infrastrukturbereich Tausende Bürger in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt werden, sind die Gewerkschaften gehalten, die Warnstreikauswirkungen zeitlich zu minimieren. Es gehört sich auch, unbeteiligte Dritte rechtzeitig zu warnen. Darauf zu verzichten war – mit Sicherheit – schlechter Stil.