Auch mal schön: keine Fragen zu Stuttgart 21 und zum Brandschutz. Stattdessen haben fünf Kinder mit Oberbürgermeister Fritz Kuhn über Nudeln, Berufe und dreckige Toiletten gesprochen.

Stuttgart – Celina, Linus, Bethel, Daimi und Ruben hat der Ausflug ins Stuttgarter Rathaus gut gefallen: Paternoster fahren, auf der Dachterrasse Erdbeeren essen, mit dem Oberbürgermeister plaudern und anschließend auf dem schwarzen Chefsessel vom grünen Politiker Fritz Kuhn Probe sitzen. Gut möglich, dass es bald ein Wiedersehen gibt: beim Stuttgarter Zeitung Kinder- und Jugendfestival. Dort ist neben Ministerpräsident Winfried Kretschmann nämlich auch Fritz Kuhn Schirmherr.
Celina: Fahren Sie im Rathaus mit dem Paternoster oder mit dem normalen Aufzug?
Ich gehe die Treppen zu Fuß. Und wenn nicht, dann nehme ich auf jeden Fall den Paternoster. Ich bin auch schon einmal oben heimlich durchgefahren, obwohl das ja verboten ist.

Bethel: Wollten Sie schon als Kind Politiker werden?
Als Allererstes wollte ich Lokomotivführer werden. Mein Opa war Lokomotivführer, und das war für mich das Größte. So mit zwölf wollte ich dann Radprofi werden, weil ich immer so gern die Tour de France geschaut habe. Eine Zeit lang wäre ich gerne Theaterschauspieler geworden, und viel später wollte ich in die Politik gehen.

Ruben: Was machen Sie den ganzen Tag als Oberbürgermeister?
Ich stehe um sechs Uhr auf, dann lese ich Zeitungen, das ist ganz wichtig. Dann gehe ich auf den Crosstrainer, dusche, und dann geht’s ins Büro. Dort mache ich zunächst die „kleine Lage“, da wird besprochen, was an dem Tag wichtig ist. Dann stehen Vorträge, Termine, Besprechungen an. Und ich muss viele Akten lesen. Fertig bin ich erst um zehn, elf Uhr abends. Dann bin ich müde und schlafe sofort ein.

Linus: Fahren Sie mit dem Rad zur Arbeit?
Nein, ich fahre meistens mit dem Dienstwagen oder mit der Stadtbahn. Wenn ich mal freihabe, fahre ich gerne mit meinem schönen alten Holland-Fahrrad. Das ist sehr schwer und hat nur drei Gänge. Deshalb komme ich kaum einen Berg hoch. Das Rad habe ich mir 1975 von meinem ersten Geld gekauft, das ich als Hilfskraft an der Uni Tübingen verdient habe. Es hat 500 Mark gekostet, das war sehr viel Geld damals. Deshalb bedeutet mir das Rad so viel.

Daimi: Was mögen Sie an Stuttgart? Und was gefällt Ihnen nicht so gut?
Am besten gefällt mir die tolle Landschaft: die Hügel und der Blick von der Karlshöhe beispielsweise. Wenn ich Besuch von auswärts habe, gehe ich mit denen gerne da hoch und zeig denen unsere Stadt. Und die Kultur gefällt mir. Da gibt es viele gute Angebote wie Theater und Konzerte. Und am wenigsten gefallen mir die vielen Staus im Stuttgarter Kessel.

Bethel: Was wollen Sie in Ihrer Amtszeit noch ändern?
Ich will weniger Autos im Kessel und dafür bessere Luft haben. Die Umwelt zu schützen ist mein Thema, seit ich in der Politik bin. Und dass in Stuttgart mehr Wohnungen gebaut werden, vor allem für Leute, die weniger Geld haben.

Linus: Werden Sie in der Bahn und auf der Straße erkannt?
Ja, zum Beispiel beim Einkaufen auf dem Wochenmarkt wollen die Leute mit mir reden, und dann muss ich auch Zeit haben. Ein OB muss für die Menschen da sein.

Celina: Sie haben ja vorher in Berlin gelebt. Welche Stadt finden Sie schöner: Stuttgart oder Berlin?
Stuttgart ist mehr meine Heimat und eine ganz tolle Großstadt, die man gut überschauen kann. Berlin ist natürlich sehr stark, ist aber ja auch viel größer. Die Hauptstadt muss man schon mal erlebt haben. Aber ich bin nach zwölf Jahren sehr gern nach Stuttgart zurückgekommen, denn Stuttgart ist einzigartig.