Bei der bundesweit zentralen Kundgebung gegen den Terror der islamistischen IS-Milizen haben etwa 1800 Menschen auf dem Schlossplatz für die sofortige Einrichtung einer Schutzzone für religiöse und ethnische Minderheiten im Nordirak demonstriert. Unterstützung gab es von prominenten CDU-Politikern.

Stuttgart - Bei der bundesweit zentralen Kundgebung gegen den Terror der islamistischen IS-Milizen im Nahen Osten haben am Samstag nach Polizeiangaben etwa 1800 Menschen auf dem Schlossplatz für die sofortige Einrichtung einer Schutzzone für religiöse und ethnische Minderheiten im Nordirak demonstriert. Dabei versprachen sowohl der Vorsitzende der CDU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, als auch der CDU-Bundesvizechef Thomas Strobl, Deutschland werde zur Bekämpfung der sogenannten Gotteskrieger neben humanitärer Hilfe auch Waffen und technische Ausrüstung in den Irak liefern.

 

Vertreter der anderen im Bundestag vertretenen Parteien waren der Einladung des Veranstalters, der syrisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, zu der Kundgebung nicht gefolgt. Die Rednerliste umfasste folglich neben Vertretern christlich-syrischer Glaubensgemeinschaften sowie der Volksgruppe der Jesiden vor allem CDU-Prominenz, zu der sich auch Landtagspräsident Guido Wolf gesellte. Zuvor hatten bei einer ökumenischen Andacht in der voll besetzten Stiftskirche der Pfarrer Matthias Vosseler der katholische Stadtdekan Christian Hermes und der Erzbischof der syrisch-orthodoxen Kirche, Mor Philoxenus Nayis, Fürbitten für die verfolgten Minderheiten im Nordirak und in Syrien gehalten.

Hundertausende Christen und Jesiden sind im Nordirak auf der Flucht vor den selbst ernannten Kalifatskämpfern, die auf den Territorien des Irak und Syriens einen islamischen Staat einrichten wollen. „Nieder mit dem IS“ und „Frieden, Freiheit – Schutzzone jetzt“ , so lauteten die zentralen Forderungen der Demonstranten, unter ihnen überwiegend Angehörige christlich-orthodoxer Religionen.

CDU-Granden Kauder und Strobl sagen IS den Kampf an

Viele von ihnen fühlen sich und ihre Glaubensbrüder im alten Mesopotamien von der Politik im Stich gelassen – so wie Chaled, ein 37-jähriger irakischer Christ: „Deutschland und die Welt müssen endlich etwas unternehmen, um die Barbarei zu stoppen“, sagt er. Dazu gehörten Waffenlieferungen an die Christen im Nordirak, nicht nur an die kurdischen Peschmerga-Kämpfer.

Kein Wunder also, dass Volker Kauder – von den Organisatoren der Demo als „christlicher Fels in der deutschen Politik“ angekündigt – auch Chaled hinter sich hatte, als er die weltweite Glaubensfreiheit als das größte Menschenrecht bezeichnete und den Demonstranten zurief: „Man kann Terroristen nicht mit Menschenketten und Gebeten stoppen.“ Kauder sprach sich dafür aus, IS-Sympathisanten aus Deutschland, die den Dschihadismus im Ausland unterstützen, zur Rechenschaft zu ziehen. Sein Parteifreund Thomas Strobl bezeichnete die Massaker des IS als Genozid, dem man nicht tatenlos zusehen dürfe. Und auch Stadtdekan Hermes erklärte, ein „gezielter Waffeneinsatz“ sei als letztes Mittel gerechtfertigt, um die Barbarei zu stoppen.

Kritik an der lange zögerlichen Haltung der Bundeskanzlerin wollten die Organisatoren noch vor Kauders Rede im Keim ersticken. Doch ein Demonstrant mit einem Merkel-kritischen Transparent ließ sich sein Recht auf freie Meinungsäußerung auch von einem herbeigeeilten Ordner nicht nehmen. Auf seinem Plakat stand: „Danke, Frau Merkel, fürs Wegschauen.“