Ein Schnellzug mit über 230 Menschen an Bord entgleist im Nordwesten des Landes und reißt viele Fahrgäste in den Tod.

Santiago de Compostela - Bei einer der schlimmsten Katastrophen in der spanischen Eisenbahngeschichte sind mindestens 60 Menschen in den Tod gerissen worden. Etwa 130 weitere Menschen seien verletzt worden, sagte ein Sprecher der regionalen Vertretung der spanischen Regierung in Galicien in der Nacht zum Donnerstag.

 

Ein aus Madrid kommender Zug war am Mittwochabend am Stadtrand von Santiago de Compostela entgleist. An Bord waren nach Angaben der staatlichen Eisenbahngesellschaft Renfe 247 Menschen. Die Zentralregierung in Madrid geht von einem Unglück aus. Das sei derzeit die Hauptarbeitshypothese, sagte eine Sprecherin in der Nacht in Madrid. „Das Szenario ist schockierend“, sagte Galiciens Regierungschef Feijoo. „Das ist wie Dantes Inferno.“

Der Zug war auf dem Weg von Madrid nach Ferrol im Norden des Landes, als er aus den Schienen sprang. Viele Reisende fuhren zum Jakobsfest nach Santiago de Compostela. Die Feierlichkeiten zu Ehren des Apostels Jakob in der Stadt besuchen seit dem Mittelalter Tausende Pilger.

Regierungschef will Unglücksort besuchen

Leichen lagen unter Decken neben den umgestürzten Wagen. Von den Wracks stieg Rauch auf. Feuerwehrleute kämpften sich durch die Trümmer. Sie versuchten, die Überlebenden durch die Fenster aus den zerstörten Wagen zu befreien. „Es ging alles so schnell“, berichtete ein Passagier im Hörfunksender Cadena Ser. Der Zug sei in einer Kurve entgleist, die Wagen hätten sich ineinandergeschoben. „Viele Menschen wurden zu Boden gedrückt. Wir haben versucht, ins Freie zu kommen. Dann haben wir gemerkt, dass der Zug in Flammen stand. Ich war im zweiten Wagen. Und dann war da das Feuer. Und dann habe ich die Leichen gesehen.“ Eine Zeugin, die sich in der Nähe des Unglücksortes aufgehalten hatte, berichtete, sie habe eine Explosion gehört, bevor sie gesehen habe, wie der Zug entgleist sei.

Ministerpräsident Mariano Rajoy wird nach Angaben der Regierungssprecherin den Unglücksort am Donnerstagmorgen besuchen. Santiago de Compostela ist seine Geburtsstadt. Auch wenn die Regierung von einem Unfall ausgeht, weckt die Katastrophe doch Erinnerungen an das Jahr 2004. Damals wurden bei Anschlägen von Islamisten auf Züge in Madrid 191 Menschen getötet.