Der Marktplatz verändert sein Antlitz: Nach der Schließung des Café Scholz und verschiedenen Umstrukturierungen rücken Thomas Sabo, Nespresso und Schlossberg nach. Bereits in den kommenden Tagen eröffnen zwei der drei neuen Geschäfte.

Stuttgart - Der gewohnte Blick von der Rathaustreppe über den Marktplatz zeigte lange das Café Scholz, Spielwaren Kurtz und den Schreibwarenhändler Haufler. Diese Anordnung von bekannten Stuttgarter Unternehmen existiert so nicht mehr. Die neuen Marken am Markt heißen Thomas Sabo, Nespresso und Schlossberg.

 

Thomas Sabo statt Café Scholz

Bereits in den kommenden Tagen eröffnen zwei der drei neuen Geschäfte. Am morgigen Freitag nimmt die Modeschmuckkette Thomas Sabo ihren Betrieb in den Räumen des ehemaligen Café Scholz auf. Am Montag, 16. Juni, will die Schweizer Kaffeekette Nespresso auf einem Teil der Flächen eröffnen, die ehemals von Spielwaren Kurtz genutzt wurden. Mitte September folgt dann die dritte Neueröffnung. Dann startet das Bettwäsche-Label Schlossberg seine erste Markenboutique in Deutschland. Die Schweizer haben eines der beiden Erdgeschosse des Schreibwarenhändlers Haufler übernommen.

Großes Aufsehen hat das Ende des Café Scholz verursacht. Sogar die Lokalpolitik ist derzeit auf der Suche nach Lösungen, um den Platz wieder zu beleben. Am Freitag startet an selber Stelle jedoch die Schmuckkette Thomas Sabo mit einem Flagship-Store, also einem markeneigenen Ladengeschäft mit 114 Quadratmeter Verkaufsfläche. „Generell ist der Marktplatz eine exponierte Lage in Stuttgart und wird sich durch die künftigen Projekte weiterentwickeln“, erklärt die Pressesprecherin des Unternehmens, Verena Lienhardt.

Nespresso statt Spielwaren Kurtz

Während das Café Scholz ganz vom Marktplatz verschwunden ist, musste sich Spielwaren Kurtz bisher nicht komplett aus der Innenstadt verabschieden. Der Eingang befindet sich nun jedoch nicht mehr am Marktplatz, sondern an der weniger belebten Sporerstraße gegenüber der Markthalle. Kurtz hatte seine Neueröffnung nach langem Umbau im vergangenen November gefeiert und seine Fläche von 1700 auf rund 1300 Quadratmeter verkleinert. Der geschäftsführende Gesellschafter, Bernd Stocker, erklärte damals: „Dadurch sparen wir einen beträchtlichen Teil der Miete.“ Die Mieten am Marktplatz sind in den vergangenen Jahren nach Meinung der Makler gestiegen. „Pro Quadratmeter werden auf dem Platz zwischen 120 und 160 Euro Kaltmiete aufgerufen“, erklärt Sirin Ates, die Teamleiterin für den Bereich Gewerbe bei Jones Lang Lasalle. Die Differenz sei abhängig von der Frequenz. „Die Ecklagen hin zur Kirch- und Schulstraße sind belebter als der Raum nahe am Breuninger und somit teurer“, so Ates.

Internationale Marken scheint das allerdings nur wenig zu stören. „Die Gesamtfläche beläuft sich auf rund 870 Quadratmeter“, schreibt Nespresso zur Eröffnung am kommenden Montag. Der Verkauf soll im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss erfolgen, im Untergeschoss wird ein Lager eingerichtet. Vermieterin der Immobilie ist die Ferdinand Piëch Holding. Die Kaffeekette ist noch bis Ende des Monats im Warenhaus Breuninger vertreten.

Schlossberg statt Schreibwaren Haufler

Der dritte neue Name am Markt ist mutmaßlich der am wenigsten bekannte. Dabei hat das Schweizer Traditionsunternehmen Schlossberg bereits eine lange Geschichte in Stuttgart. „Wir waren mehr als 55 Jahre bei Betten Braun vertreten“, sagt der Geschäftsführer Thomas Boller. Doch mit dem Fortschritt der Arbeiten für das Dorotheenquartier sind die letzten Reste von Betten Braun erst vor wenigen Wochen endgültig verschwunden. „Mit dem Shop am Marktplatz reagieren wir auf diese Entwicklung“, so Boller. Der Umbau der ehemaligen Haufler-Flächen soll am 1. Juli beginnen. Ein Bettwäscheset der Schweizer kann mehrere Hundert Euro kosten. Das Unternehmen mit Sitz in Trubenthal, etwa 30 Kilometer westlich von Zürich, existiert seit mehr als 180 Jahren. Besonders stolz ist man bei Schlossberg auf eine Seltenheit in der Textilbranche. „Wir sind in China in zwölf Städten vertreten, kaufen aber selbst nichts aus China ein“, so Boller.

In unserer Video-Serie "Durch Stuttgart mit..." spricht Kommunikations-Experte Johannes Milla auch über die Situation am Marktplatz