Der Plastinator Gunther von Hagens gastiert im Sommer 2014 mit der Ausstellung Körperwelten der Tiere in der MHP-Arena in Ludwigsburg. Sie soll so viele Besucher anlocken, wie die umstrittene Ausstellung mit plastinierten Menschen 2012.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Schon letztes Jahr ist davon gemunkelt worden, nun ist der Deal perfekt. Von 27. Juni bis 21. September nächsten Jahres zeigt die Ludwigsburger Veranstaltungsagentur Die Eventstifter in der MHP-Arena die Ausstellung „Körperwelten der Tiere“. Der Begriff Körperwelten knüpft ganz bewusst an die Schau aus dem vorigen Jahr an, als der Heidelberger Plastinator Gunther von Hagens und sein Team mit menschlichen Exponaten Station in Ludwigsburg machte, und mit den ethisch umstrittenen menschlichen Objekten 200 000 Besucher in die Stadt lockte.

 

Eine Elefantenkuh ist der Höhepunkt der Ausstellung

Die Machart beider Ausstellungen ist dieselbe. Gezeigt werden in der drei Monate dauernden Schau etwa 20 Ganzkörperplastinate und 100 Einzelstudien bestimmter Körperregionen. Ergänzt wird auch diese Schau durch ein menschliches Exponat. Es solle für den Besucher anatomische Vergleiche zwischen Tier und Mensch möglich machen, erklärt Daniel Niedrich von den Eventstiftern. Im Mittelpunkt aber werden dieses Mal die für die Plastinationstechnik herausfordernd großen Tierkörper stehen, die dauerhaft in eine stabile Position gebracht werden müssen.

Als größtes Plastinat der Welt wird die Elefantenkuh Samba gehandelt. Sie ist nach Angaben der Ausstellungsmacher mit einer Länge von sechs Metern und einer Höhe von dreieinhalb Metern eine wirkliche Herausforderung für die Plastinatoren. In Samba stecken laut Veranstalter 64 000 Arbeitsstunden, vier Tonnen Silikon und 40 000 Liter Aceton.

Die Plastination ist eine besondere und langwierige Konservierungstechnik, die Organe, Knochen, Muskeln und andere Gewebeteile eines toten Lebewesens sichtbar macht. Solchermaßen aufbereitet haben die Experten auch einen 2,5 Meter großen Braunbären und eine mehr als fünf Meter große Giraffe.

Kein Tier soll extra wegen der Ausstellung getötet worden sein

Die Geburtsstunde der Ausstellung war jedoch der Tod der Elefantenkuh Samba. Zuvor hatte Gunther von Hagens schon ein Kamel und ein Pferd anatomisch aufbereitet. Die Elefantendame Samba lebte im Neunkirchener Zoo und starb nach einer Herz-Kreislauf-Schwäche im Februar 2005. Norbert Fritsch, der Zoodirektor aus Neunkirchen, brachte es nicht übers Herz, Samba der Tierkörperbeseitigung zu überantworten. Er wandte sich an Gunther von Hagens und sein Plastinationsinstitut. Hagens sagte sofort zu. Auf gleichem Weg kam auch die Elefantenkuh Chiana aus Fritsch’ Zoo in Hagens Besitz. Sie musste nach einem Beinbruch und Nierenversagen eingeschläfert werden – und überdauert nun ebenfalls als Plastinat.

Nach Auskunft der Veranstalter sind alle Exponate auf diese Art und Weise in den Besitz Gunther von Hagens gelangt: Sie sind entweder eines natürlichen Todes gestorben oder mussten aus medizinischen Gründen eingeschläfert werden. „Keines der Tiere“, versichert Niedrich, „ist für die Ausstellung getötet worden.“

Die Eventstifter und ihre Geschäftspartner Gunther von Hagens und dessen Ehefrau Angelina Whalley hoffen für den kommenden Sommer erstmal mit vergleichsweise bescheidenen 60 000 Besuchern. Die neuerliche Schau dürfte für weniger Diskussionen – und deshalb vielleicht auch für weniger Aufregung – sorgen, sagt Daniel Niedrich. Zudem gibt es keine Erfahrungswerte. Denn bislang ist sie immer in Zoos oder in Museen quasi als Dreingabe gezeigt worden. Die Zuschauer mussten sich also nicht extra auf den Weg machen. Wie sie sich als Solitär behauptet, bleibt abzuwarten. Aber anders als die deutlich hinter den Erwartungen zurückbleibende Tutanchamun-Ausstellung des vergangenen Sommers kann sie mit Originalexponaten aufwarten. Der Kartenvorverkauf dafür beginnt Mitte Januar.