Die Reaktionen in den vom Naturpark Schwarzwald betroffenen Gemeinden auf die Pläne von Minister Bonde fallen ganz unterschiedlich aus: Enttäuschung paart sich mit vielfältigen Erwartungen.

Stuttgart - Eine allzu große Überraschung war es nicht, was Agrarminister Alexander Bonde (Grüne) zu den Nationalpark-Plänen präsentierte. Vor Ort, in den betroffenen Gemeinden, paart sich derweil Enttäuschung mit vielfältigen Erwartungen. Viele Augen richten sich dabei vor allem auf Baiersbronn, den Kurort am oberen Ende des Murgtals. Als erste von sieben Kommunen, in denen die Bürger zum Nationalpark befragt wurden, hatte der Gemeinderat von Baiersbronn dem Land empfohlen „von den Nationalparkplänen Abstand zu nehmen“.

 

Es kam anders. Der Vorsitzende der CDU-Gemeinderatsfraktion, Michael Ruoss, äußert in einer ersten Stellungnahme Enttäuschung: das Versprechen von Minister Bonde, „nichts gegen die Region zu entscheiden“, habe keine Gültigkeit behalten. Ruoss ist im Gespräch sachlich und zurückhaltend: man wolle die Vorschläge erst prüfen, sagt er.

„Alle müssen aufeinander zugehen“

Ganz anders klingt da sein Fraktionskollege Fritz Kalmbach, der Erste Stellvertreter des Bürgermeisters. Er geißelt „die arrogante Art Bondes“, und prophezeit, die streitbare Stimmung „werde wohl noch schlimmer“. Der parteilose Bürgermeister Michael Ruf selbst war am Dienstag zunächst nicht erreichbar. Doch es gibt auch andere Stimmen in dem rund 15 000 Einwohner zählenden Kurort: Der SPD-Mann Gerhard Gaiser „findet es richtig, dass Baiersbronn mit in der Gebietskulisse vertreten“ sei. Er sitzt seit 33 Jahren im Gemeinderat und sieht „durch den Nationalpark eine gute gegenseitige Ergänzung der Tourismusgemeinden Baiersbronn und Baden-Baden“. Viele Anregungen seien aus dem frühzeitigen Beteiligungsverfahren in die Vorschläge eingeflossen. Gaiser fordert, nun die Gräben zuzuschütten: „Alle müssen aufeinander zugehen, in den Vereinen und Familien muss Ruhe einkehren.“

Auch Freudenstadts Landrat Klaus Michael Rückert (CDU) will „seinen Beitrag dazu leisten, die Wogen zu glätten“. Es sei gut, dass das Ministerium auf Befürchtungen aus der Bevölkerung eingegangen sei, und Flächen auf der Gemarkung Baiersbronn reduziert habe: „Für mich bedeutet ein Nationalpark Nordschwarzwald mehr Chancen als Risiken“, sagt Rückert – auch Rastatts Landrat Jürgen Bäuerle erwartet von der Schutzzone „eine Attraktivitätssteigerung der mittelbadischen Region“.

„Das Projekt Nationalpark mutiert zu einem Europapark“

Gleichzeitig äußert das CDU-Mitglied Bäuerle Bedauern darüber, das Schutzgebiet Kaltenbronn nicht in der Gebietskulisse vertreten zu sehen. Der Bürgermeister der Murgtalgemeinde Gernsbach, Dieter Knittel, auf deren Gemarkung Teile des Gebiets Kaltenbronn liegen, wird deutlicher: „Das Projekt Nationalpark mutiert mit einer rein touristischen Ausrichtung zu einem Europapark der Natur-Events.“ Die Naturschutzverbände müssten eigentlich aufschreien. Knittel hofft aber, dass Kaltenbronn „noch eine zweite Chance erhalte“. Eher zurückhaltend ist die Wertung von Bürgermeister Kuno Kußmann, Rathauschef der 5000 Einwohner zählenden Murgtalgemeinde Forbach, die auf seiner Gemarkung mit 2000 Hektar den zweitgrößten Anteil am neuen Nationalpark anbieten wird. Kußmann war immer gegen den Nationalpark, sieht in einer Zeit wo Milliarden in der Staatskasse fehlen, andere Aufgaben für vorrangig. Doch er sieht den Vorschlag pragmatisch: „Wenn das Gesetz kommt, dann versuchen wir das Beste daraus zu machen.“