Der Tübinger Regierungspräsident, Hermann Strampfer, ist am Mittwoch im Alter von 63 Jahren an einer schweren Krankheit gestorben. Der CDU-Mann Strampfer hat das Präsidium neun Jahre geleitet. Seine Nachfolge ist offen.

Tübingen - Als es im frühen Jahr 2012 der grün-roten Landesregierung einfiel, ihr Verhältnis zu den vier amtierenden Regierungspräsidenten zu überdenken, gab niemand etwas auf Hermann Strampfers Zukunft an der Spitze der Tübinger Spitzenbehörde. Zum einen war er Christdemokrat, zum anderen war er im Unterschied zu seinem Vorgänger Hubert Wicker keiner, der auch mal auf den Tisch haut. Strampfer pflegte die leisen Töne, verstand sich als Spitzenbeamter, zu dessen Eigenschaft Loyalität zählt.

 

Das ist belohnt worden. Spätestens als sich auch Vertreter aus dem anderen politischen Lager – der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) soll dazu gehört haben ebenso wie der Ulmer OB Ivo Gönner (SPD) – für ihn einsetzten, kam Strampfer aus dem Schussfeld und blieb im Amt – als einziger CDU-Regierungspräsident. „Mit Hermann Strampfer verliert unser Land einen engagierten und versierten Spitzenbeamten und eine Führungspersönlichkeit mit Herz, Leidenschaft und Verstand“, sagt der Regierungschef Winfried Kretschmann (Grüne) heute. Strampfer ist am Mittwoch 63-jährig im aktiven Dienst gestorben. Strampfer war krank. Dass es ihm nicht gut geht, war schon daran zu erkennen, dass ihn die Regierungsvizepräsidentin Grit Puchan (CDU) schon seit einiger Zeit vertreten musste.

Strampfer begann seine Laufbahn im Landratsamt des Ostalbkreises

Über neun Jahre stand Strampfer an der Spitze des Tübinger Regierungspräsidiums. Er war direkt aus dem Staatsministerium nach Tübingen gekommen. In der Regierungszentrale war er für Haushaltspolitik zuständig gewesen; eines der von ihm betreuten Projekte war die Zusammenführung von Landesgirokasse, Südwest-LB und L-Bank zur Landesbank Baden-Württemberg. Begonnen hatte er seine Laufbahn in staatlichen Diensten im Landratsamt des Ostalbkreises.

In der Heimat sozusagen, denn Strampfer ist in Schwäbisch Gmünd geboren worden. Seine Eltern hatten in Iggingen ganz in der Nähe von Gmünd ein Dorfgasthaus. „Mir hat das vielfältige Leben in der Gaststube immer gut gefallen“, bekannte Strampfer unlängst. Kein Wunder also, dass sich seine Behörde dafür stark machte, dass von diesen dörflichen sozialen Einheiten nicht immer mehr nur schmucke Wirtshausschilder an altehrwürdigen Gebäuden übrig bleiben.

Ein Umweltschützer, dessen Herz für den Ländlichen Raum schlug

Ganz anders als es seine Arbeit in der Villa Reitzenstein in Stuttgart vermuten ließ: Strampfer war ein Mann fürs Land. „Die Stärkung des Ländlichen Raumes und seiner Infrastruktur zum Wohl seiner Menschen und der Wirtschaft stand im Mittelpunkt seiner Arbeit“, würdigt ihn seine Behörde. „Der Schutz der Natur und die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen waren ihm ein zentrales Anliegen.“

Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und der Naturschutzbund (Nabu) beklagen den Verlust. Strampfer sei „ein außerordentlich gradliniger, pflichtbewusster und freundlicher Regierungspräsident mit einem großen Verständnis für die Belange des Umweltschutzes und einer großen Liebe zum Naturschutz gewesen“. Viele Jahre war Strampfer treibende Kraft bei der Entwicklung des Biosphärengebiets Schwäbische Alb.

Die Landesverwaltung habe einen herausragenden Kollegen verloren, sagte Strampfers direkter Dienstherr, der Innenminister Reinhold Gall (SPD), und nannte ihn „grundanständig, äußerst hilfsbereit und überaus fleißig“. Er sei „bei den Menschen beliebt und ihnen zugewandt“ gewesen. Mit seinem Humor und seiner großen Nähe zu den Menschen verliere der Regierungsbezirk einen hervorragenden Repräsentanten, erklärten die Spitzen der Landes-CDU, Thomas Strobl und Guido Wolf.