Haufler am Marktplatz gibt sein Geschäft Anfang 2015 auf - früher als gedacht, aber im Interesse der Mitarbeiter. Und noch ein weiteres Traditionsgeschäft in der Stuttgarter Innenstadt schließt.

Stuttgart - Das endgültige Aus für das Schreibwarengeschäft Haufler am Markt kommt früher als gedacht. Eigentlich wäre der Mietvertrag für die verbliebenen Flächen erst Ende kommenden Jahres ausgelaufen. Doch die Geschäftsführerin Christiane Haufler-Becker hat sich entschieden, früher Schluss zu machen – im Interesse ihrer Mitarbeiter.

 

Im Frühjahr war bekannt geworden, dass der Traditionsbetrieb eine seiner beiden Erdgeschossflächen am Marktplatz aufgeben würde. Wenige Monate später wird das Geschäft völlig aufgegeben. „Dass wir eine Mieterhöhung zu verkraften hatten, ist nicht richtig“, sagt Haufler-Becker. Die Chefin gibt aber unumwunden zu: „Der Kostendruck war hoch.“ Im Zug der Verkleinerung wurden neue Ideen geschmiedet. Das ganze Unternehmen sollte umgekrempelt werden. „Doch dann habe ich Zweifel bekommen, ob das neue Konzept tatsächlich zukunftsfähig ist“, berichtet die Geschäftsführerin.

Eine Firma, zwei Vermieter

Haufler hatte bislang zwei Vermieter: einen für das Gebäude Marktplatz Nummer 6, angrenzend an das Einrichtungshaus Tritschler, in das im September die Schweizer Bettwäsche-Marke Schlossberg einziehen wird. Die Adresse Marktplatz 5, direkt am Ausgang der Schulstraße wurde separat vermietet. „Wir hätten eigentlich eine reduzierte Miete gebraucht“, berichtet die Chefin und fügt hinzu: „Dass unser Vermieter das jedoch nicht machen konnte, dafür habe ich Verständnis.“ Man habe stets ein gutes Verhältnis zueinander gehabt, betont die Geschäftsführerin.

Viel größeren Anteil an der Entscheidung, das Traditionsunternehmen endgültig aufzugeben – seit 1895 war Haufler bis auf die Nachkriegszeit ständig am Marktplatz vertreten – hatte der Gedanke an die Mitarbeiter. „Ich habe jetzt aufgehört, weil es derzeit viele offene Stellen im Einzelhandel in Stuttgart gibt, auf die sich meine Mitarbeiter bewerben können“, sagt Haufler-Becker. Die beiden Shoppingcenter Gerber und Milaneo, die mit insgesamt knapp 300 Ladengeschäften im Herbst eröffnen werden, sind aktuell massiv auf der Suche nach Personal. „Ein Jahr später hätten meine Leute wahrscheinlich deutlich schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt gehabt“, erläutert die Geschäftsführerin ihre Entscheidung.

Auch Hirrlinger gibt auf

Haufler ist nach dem Ende des Café Scholz und der Verkleinerung von Spielwaren Kurtz das dritte Haus, das dem Marktplatz binnen kurzer Zeit den Rücken kehrt. „Natürlich ist es für inhabergeführte Einzelhändler enorm schwierig, da in Süddeutschland und speziell in Stuttgart die Mieten sehr hoch sind“, sagt Sabine Hagmann, die Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands Baden-Württemberg. Zudem sei es in der Büroartikelbranche extrem schwer geworden, zu überleben, so Hagmann. „Zu Schulbeginn werben Internetanbieter und die Discounter um Schüler und Eltern.“ Vor der Entscheidung der Geschäftsführung, den Betrieb mit Blick auf die eigene Belegschaft früher einzustellen, hat Hagmann großen Respekt. „Das ist sehr verantwortungsvolles Handeln“, sagt sie. Und: Hagmann nennt ein weiteres Beispiel dafür, dass es kleine Betriebe schwer haben. „Das Fotogeschäft Hirrlinger an der Calwer Straße wird ebenfalls schließen.“ Auch in dieser Branche sei die Konkurrenz von Billiganbietern und aus dem Netz groß.

„Haufler am Markt ist eine Institution am Marktplatz und wird auf jeden Fall im Stadtbild fehlen“, sagt Bettina Fuchs. Die City-Managerin meint aber auch: „Der inhabergeführte Einzelhandel ist in der Stadt nicht chancenlos.“ Zwar sei man im Vergleich mit großen Ketten was steigende Immobilienpreise angeht klar im Nachteil. „Wer nur einen Laden hat, kann nicht über das Budget anderer Filialen eine besonders hohe Miete ausgleichen.“ Daher sei es eben noch wichtiger, Angebote zu machen, die für die Kunden attraktiv sind, so Fuchs.

Zukunft des Gebäudes ist noch offen

Für Christiane Haufler-Becker stellt sich das Bild so dar: „Wer im Handel überleben will, muss jeden Tag voll da sein.“ Doch auch das sei bei ihr derzeit aus persönlichen Gründen schlicht nicht möglich.

Die Zukunft des Gebäudes Marktplatz 5 ist derweil noch völlig offen. Momentan plane man, Anfang kommenden Jahres zu schließen, so die Geschäftsführerin. „Derzeit wird ein Nachmieter gesucht“, sagt Haufler-Becker, „da ist aber noch nichts entschieden.“ Erfahrene Makler sprechen für den Marktplatz von Kaltmieten von bis zu 160 Euro pro Quadratmeter. Die Chance, dass hier ein inhabergeführter Betrieb oder gar wieder ein Café einzieht, scheint aufgrund dieser Preise derzeit sehr gering.