Der Fraktionschef der CDU im Landtag, Peter Hauk geht gestärkt aus der Nordbaden-Wahl heraus. Die Frauen eher nicht. Die Niederlage von Brigitte Schäuble im Kampf um den Bezirksvorsitz ist auch eine für die Frauen in der CDU, meinen einige.

Sinsheim - Mit dem überraschend klaren Votum für Landtagsfraktionschef Peter Hauk hat Nordbadens CDU am Samstag in Sinsheim ein starkes Signal der Geschlossenheit gesetzt - und zugleich eine Gelegenheit vertan, frauenpolitisch zu punkten. Immerhin wäre Hauks Herausforderin Brigitte Schäuble die erste Frau an der Spitze eines CDU-Bezirks in Baden-Württemberg gewesen. „Schade, dass eine historische Chance nicht genutzt wurde“, findet Katrin Schütz, Vorsitzende der Frauen-Union Nordbaden.

 

Schließlich hatte die CDU die letzte Landtagswahl auch deshalb verloren, weil Frauen der Union den Rücken gekehrt hatten. Unter den 70 000 CDU-Mitgliedern im Land sind Frauen mit 22 Prozent nach wie vor in der Minderheit. Und der Versuch der ehemaligen baden-württembergischen Umwelt- und Verkehrsministerin Tanja Gönner vor knapp zwei Jahren, den Vorsitz beim einflussreichen CDU-Bezirk Württemberg-Hohenzollern zu bekommen, scheiterte ebenso wie ihr Versuch, Fraktionschefin zu werden.

Frauenfeindliche Partei?

Ist Baden-Württembergs CDU frauenfeindlich? CDU-Landeschef Thomas Strobl findet das nicht, wenngleich der geringe Frauenanteil für ihn „nicht akzeptabel“ ist. „Demokratie heißt nicht, dass wir eine Frau von oben verordnen“, rief der Schwiegersohn von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble den Delegierten in Sinsheim zu. Mit der „mutigen Kandidatur“ von Brigitte Schäuble für den Bezirksvorsitz der CDU Nordbaden hätten die Frauen „nicht verloren, sondern gewonnen“.

Aus Sicht von Hauk ging es bei der Nordbaden-Wahl ohnehin nicht um Mann oder Frau. Das sahen offenbar auch die Delegierten so, darunter viele Frauen. Angesichts von nur 61 Stimmen für die Hauk-Herausforderin und Witwe des früheren Landesministers Thomas Schäuble bei 103 anwesenden Frauen haben auch viele Parteikolleginnen nicht für die Gaggenauer Bürgermeisterin votiert.

So kreideten einige der 60-Jährigen an, dass sie erst zwei Monate, nachdem Hauk sein Interesse für den Posten bekundet hatte, ihre Kandidatur verkündete. „Das war stillos“, meinte eine Delegierte. Auch ging ihr die Bewerbung aus dem „Schäuble-Clan“ gegen den Strich.

Rech hatte für Brigitte Schäuble geworben

Zwar hatte der bisherige Bezirkschef Heribert Rech in seiner Rede vor der Wahl noch kräftig indirekt für Schäuble und direkt für die Sache der Frauen die Trommel gerührt. Falls es noch Unentschlossene unter den 245 Delegierten gab, hatte dann aber spätestens die kämpferische Rede von Hauk, die nach Meinung auch von langjährigen Landtagsbeobachtern ebenso klug wie emotional war, den Ausschlag für ihn gegeben.

Während Schäuble sich zunächst etwas kleinlaut dagegen verwahrte, von irgendwem vorgeschickt worden zu sein und erst im Verlauf ihrer Rede zulegte, ging Hauk gleich in die Vollen. Er griff die grün-rote Landesregierung scharf an, versprach in einer vor Zuversicht und Energie strotzenden Rede, die CDU in die Regierung zurückzuführen - und dabei auch Teamplayer zu sein und „möglichst viele Frauen“ einzubinden.

Stehende Ovationen

Das kam an. Nach der viertelstündigen Rede gab es stehende Ovationen für den neuen Bezirkschef, der jetzt mit großer Rückendeckung in die kommende Wahl des Fraktionschefs im Frühjahr gehen kann. Zugleich machte Hauk auch deutlich, dass bei der Spitzenkandidatur für die Landtagswahl 2016 mit ihm zu rechnen ist.

Brigitte Schäuble, die für neue Gesichter in der CDU geworben hatte, konnte da nicht mithalten. Sichtlich enttäuscht verließ sie nach der Wahl den Parteitag.