Der Firmen-Patriarch Willy Bogner holt den Ralph-Lauren-Manager Alexander Wirth als seinen Stellvertreter ins Familienunternehmen. Ein Verkauf seiner Luxusmodefirma war zuvor gescheitert.

München - Familienunternehmen sind oft so verschlossen wie eigenwillig. Wer einmal mit der Modefirma Bogner zu tun hatte, der weiß, dass das für den Münchner Hersteller luxuriöser Sportbekleidung besonders zutrifft. Das gilt vor allem, wenn wie dort ein 73-jähriger Firmenpatriarch versucht, sein Lebenswerk abzusichern. „Ausgeschlossen ist nichts“, hieß es dazu immer wieder vage. Nun ist die Katze aus dem Sack. Bogner wird weder verkauft, noch geht das Traditionsunternehmen an die Börse, was strategisch die erste beziehungsweise zweite Wahl gewesen wäre. Alleinherrscher Willy Bogner holt vielmehr Ralph Lauren-Manager Alexander Wirth ins Haus.

 

Von 2016 an soll der 40-jährige als Stellvertreter Bogners an dessen Seite managen und nach einer Einarbeitungszeit den Konzern führen. Wirth sei eine echte Führungspersönlichkeit mit internationaler Erfahrung und Sportsgeist, lobte Bogner den neuen starken Mann in spe. Dieser zeigte sich „fest davon überzeugt, Bogner zu einer weltweiten Topmarke weiterentwickeln zu können“. Woher die Investitionen dafür kommen sollen, ist einigermaßen schleierhaft. Denn eigentlich sollte ein solventer Investor die Modefirma übernehmen, um die weitere Expansion zu finanzieren. Das ist aber an den Preisvorstellungen des Firmenherrschers und wohl auch eintrübenden Geschäften gescheitert, sagt ein Kenner der Szene. Zudem habe sich auch kein strategischer Investor gefunden.

Bogner machen die Sanktionen gegen Russland zu schaffen

Bis zu einer dreiviertel Milliarde Euro wollte Bogner anfangs für sein im Jahr 1932 vom Vater gegründeten Unternehmen haben, sagen Insider. Dutzende Investoren zeigten für die Luxusmodefirma mit dem klangvollen Namen Interesse – jedoch wollten sie das Unternehmen offenbar nicht zu diesem Preis erwerben. Mit von der Partie war bis zuletzt auch ein Konsortium, dem der Münchner Fußballspieler Philip Lahm und Daimler-Chef Dieter Zetsche angehört haben. Unter 300 Millionen Euro sollen die Spitzenangebote für Bogner zuletzt gelegen haben. Experten taxieren einen realistischen Firmenwert auf aktuell rund 250 Millionen Euro. Luxusmodefirmen wie Bogner machen die Krisen auf diversen Märkten sehr zu schaffen. Im Fall der Münchner ist das vor allem der Russland mit seiner teils schwerreichen Klientel, wo die Sanktionen des Westens für geschäftliche Einbrüche gesorgt haben.

Mit der Damenmodemarke Escada muss ein anderer Münchner Hersteller von Edelbekleidung rund 200 seiner 2000 Stellen abbauen. Escada war vor sechs Jahren von der indischen Unternehmergattin Megha Mittal aus der Insolvenz heraus gekauft worden und ist ähnlich groß wie Bogner. Auch bei Escada laufen die Geschäfte dem Vernehmen nach in Russland und China derzeit schlecht. Bogner hat im Geschäftsjahr 2013/14 rund 227 Millionen Euro umgesetzt. 2012/2013 waren es noch gut 240 Millionen Euro. Zur Profitabilität machen die Bayern traditionell keine Angaben.

Wirth soll zunächst als Stellvertreter Bogners beginnen

Für den neuen Chef Wirth ist die Ausgangslage damit schon geschäftlich gesehen nicht gerade leicht. Dazu kommt der Umgang mit dem 73-jährigen Bogner, der als recht eigen gilt. Wirth soll zunächst als sein Stellvertreter beginnen. Mit im Vorstand sitzt auch die 65-jährige Gattin des Firmenpatriarchen, die dort für das Design zuständig ist. Dem designierten Firmenchef ist das Besondere der Aufgabe bewusst. „Bogner ist für mich mehr als ein Job, es stellt das Lebenswerk der Familie Bogner dar“, erklärte der 40-jährige.

Das nötige Branchenwissen bringt er fraglos mit. Vor seiner Station als Deutschland-Geschäftsführer des US-Modekonzerns Ralph Lauren hat Wirth unter anderem auch schon bei der Luxusmodefirma Burberry als Manager gearbeitet. Wie es abseits des operativen Geschäfts mit der Unternehmensführung bei Bogner weitergeht, bleibt indessen offen. Im Gespräch ist dem Vernehmen nach eine Stiftung, in die Bogner seine Firmenanteile einbringen könnte. Auch Aleander Wirth könnte Anteile an dem Unternehmen erwerben. „Alles weitere wird sich ergeben“, meinte eine Firmensprecherin dazu.

Erfolgreicher Skifahrer und Filmemacher

Familie: Der 73-jährige Willy Bogner hatte mehr als ein Jahr lang vergeblich versucht, seine Modefirma zu verkaufen, weil sich im Familienkreis kein Nachfolger gefunden hat. Seine Ehefrau Sonia ist ebenfalls schon im Rentenalter. Tochter Florinda hat sich beruflich anders orientiert und Sohn Bernhard hatte sich bereits 2005 das Leben genommen. Der Firmenherrscher führt sein Unternehmen seit dem Tod seines Vaters, der ebenfalls Willy hieß, seit 1997.

Marke: Zu dem, was die Luxusmodefirma heute ist, hat sie Willy Bogner junior gemacht, der als erfolgreicher Skifahrer und Filmemacher eine schillernde Karriere hinter sich hat. Bogner gilt als das „Dior der Skimode“ mit Preisen für Skijacken von im Schnitt 1500 Euro. Sportliche Edelkleidung gibt es auch für Golfer und Tennisspieler oder den sogenannten Après-Sport. Das Unternehmen beschäftigt heute gut 800 Mitarbeiter.